Bodenständiger Lieferant

So groß wie ein Bollerwagen und allein unterwegs: Ein sechsrädriger Roboter könnte künftig den Supermarkt-Einkauf zu Hause vorbeibringen.

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Von
  • Ove Lommack

So groß wie ein Bollerwagen und allein unterwegs: Ein sechsrädriger Roboter könnte künftig den Supermarkt-Einkauf zu Hause vorbeibringen.

Das autonome Liefergefährt bietet Laderaum für zwei gefüllte Einkaufstaschen und kann bis zu zehn Kilogramm transportieren.

Ausgedacht haben ihn sich die beiden Skype-Gründer Ahti Heinla und Janus Friis. Um den Lieferroboter auf den Markt zu bringen, gründeten sie 2014 das Start-up Starship Technologies.

In den nächsten Monaten sollen nun die Starships im Londoner Stadtteil Greenwich testweise den autonomen Lieferservice aufnehmen und ihre Praxistauglichkeit beweisen.

Kunden können per App bestellen. Die zehn Kilogramm schweren Minifahrzeuge holen dann die Bestellungen in einem zentralen Lager ab und fahren sie innerhalb von 30 Minuten aus. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 6,4 Stundenkilometern beliefern sie in einem Radius von fünf Kilometern. Während der Erprobung werden die Fahrzeuge noch per Hand beladen. Künftig soll aber auch das vollautomatisiert geschehen.

Dank GPS, neun Kameras sowie einem extra für die Starships modifizierten Karten- und Navigationssystem weiß der Roboter immer genau, wo er sich befindet. Gleichzeitig hat der Kunde Zugriff auf den Lieferstatus.

"Das vorhandene Kartenmaterial verfügte noch nicht über alle Informationen, die der Roboter benötigt, um sich autonom zu bewegen. Zentimetergenaue Positionen der Bürgersteige sowie detaillierte Pläne von Kreuzungen und Ampeln mussten wir daher selber einpflegen", sagt der aus Estland stammende Heinla, der bereits im Alter von zehn Jahren begonnen hat zu programmieren.

Gedacht sind die autonom fahrenden Lieferroboter des in Estland und Großbritannien ansässigen Start-ups für Vororte mit überwiegend Einfamilienhäusern, wo sie die Gehwege nutzen. Damit man sie nicht übersieht, haben sie LEDs an der an einen Fahnenmast erinnernden Antenne.

Sollte sich trotzdem jemand frontal dem Starship nähern, komme es zu keinem Zusammenstoß, versichert ihr Erfinder: "Der Roboter hat genug Sensoren, die es ihm ermöglichen, eine Kollision zu vermeiden." Im Notfall muss ein Logistiker in die Steuerung der Lieferkiste eingreifen.

Einer allein soll bis zu 100 Roboter überwachen können. Vor Vandalismus und Diebstahl sind die Starships durch die Kameras und ihre ständige Verbindung ins Internet geschützt. Der Empfänger wiederum gelangt nur durch einen Entriegelungscode aus der App an seine Ware.

Die Kosten pro Roboter liegen bei rund 1000 Euro: Da Kameras, Computer-chips und Mikrofone aus dem Modu-larbaukasten der Handyhersteller stammen, ist Heinla zufolge eine kostengünstige Produktion möglich.

Mit seinem lokalen Liefernetzwerk will Starship Technologies drei Kernprobleme der Logistikbranche lösen. Der Transport per Roboter soll Kosten senken, die Umwelt weniger belasten und die Zustellung effizienter machen.

Das Start-up dürfte damit der derzeit so gehypten Lieferung per Drohne kräftig Konkurrenz machen. Der Roboter ist nicht nur technologisch weiter, sondern wohl auch das sozial anerkanntere System: "Den Leuten gefällt es in der Regel nicht, wenn gefährlich brummende Dinger über ihre Köpfe fliegen", so Heinla. (bsc)