Rechenzentrum im Meer

Microsoft will Internet-Server künftig unter Wasser betreiben. Das hat gleich mehrere Vorteile.

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Microsoft will Internet-Server künftig unter Wasser betreiben. Das hat gleich mehrere Vorteile.

Der Stromverbrauch für die Kühlung von Serverfarmen ist enorm. In den letzen Jahren denken sich die Betreiber daher bessere Modelle aus, um die Anlagen möglichst klimaschonend und energieeffizient zu betreiben. Facebook verlegte eines seiner Data Center beispielsweise kurzerhand ins kühle schwedische Lulea.

Microsoft will Server künftig sogar im Meer versenken. Das umgebende Wasser übernimmt dann die Kühlung – ohne viel Aufwand. Die Idee stammt von einem Mitarbeiter, der früher auf einem U-Boot der Navy gearbeitet hat.

Die Server werden wasserdicht verpackt.

(Bild: Microsoft)

Ein Prototypsystem namens "Leona Philpot" hat Microsoft drei Monate lang in knapp zehn Metern Wassertiefe ausprobiert. Er besteht aus einer rund 17 Tonnen schweren Stahlröhre und hat die Rechenleistung von rund 300 PCs. Ans Internet angebunden war er über Glasfaserkabel.

Ben Cutler, einer der beteiligten Microsoft-Ingenieure, räumte gegenüber der New York Times ein, er habe mit der Kombination aus Wasser und Elektrizität anfangs seine Schwierigkeiten gehabt. "Aber wenn man da weiter drüber nachdenkt, ergibt das doch sehr viel Sinn."

Das Team hinter "Project Natick".

(Bild: Microsoft)

Um sicher zu gehen, dass es nicht zu Problemen mit Meerwasser kommt, statteten die Microsoft-Mitarbeiter das System mit 100 verschiedenen Sensoren aus, die Feuchtigkeit, Druck, Bewegung und weitere Daten erfassten, die Aufschluss darüber geben können, wie es "Leona Philpot" auf hoher See ergeht. Dabei zeigte sich, dass der Ansatz sogar besser funktioniert, als erwartet. Größere Ausfälle und Lecks gab es nicht – und die Entwickler zeigten, dass sich auf den verbauten Rechnern durchaus reguläre Cloud-Anwendungen nutzen lassen.

Werden solche Kapseln in Serie produziert, ließe sich ein komplettes Rechenzentrum in nur 90 Tagen einrichten. Der Bau eines Gebäudes an Land kann dagegen zwei Jahre dauern. Außerdem könnten die schwimmenden Rechenzentren in der Nähe von Küstenstädten entstehen statt – wie bisher oft – in entlegenen Regionen, was wiederum den Datenaustausch beschleunigen würde, weil Latenzen gesenkt werden.

Das Rechenzentrum wird ins Meer gehoben.

(Bild: Microsoft)

In einem nächsten Schritt arbeitet Microsoft an einem viermal so großen Container sowie an wartungsarmen Hardware-Komponenten. Künftige Versionen sollen auch Energie aus der Meeresströmung gewinnen. Dann müssten die schwimmenden Rechenzentren nur noch per Glasfaserkabel mit dem Land verbunden sein, Stromleitungen würden entfallen. Denkbar ist in einigen Jahren auch ein gänzlich autonomes System, bei dem die Server über eine Satellitenantenne mit der Außenwelt kommunizieren.

Microsoft hat ein geschäftliches Interesse daran, Rechenzentren möglichst effizient und kostensparend zu betreiben. Der Konzern hat in den letzten Jahren 15 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur gesteckt und managt laut New York Times 100 Rechenzentren auf der ganzen Welt. In Zukunftsprojekten wie dem "Internet der Dinge" sieht der Konzern seine Zukunft, nicht mehr so sehr in Betriebssystemen und Büroprogrammen. (bsc)