Gerüchte über direkten Nachweis von Gravitationswellen

Vor 100 Jahren sagte Albert Einstein die Gravitationswellen voraus. Indirekte Beweise für die Wellen, die den Raum verbiegen können, gibt es bereits. Jetzt scheint Forschern auch der direkte Nachweis gelungen zu sein.

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Ligo-Observatorium

Das Ligo-Observatorium nahe Livingson, Lousiana

(Bild: Ligo)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa
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Wenige Stunden vor einer Pressekonferenz in Washington häufen sich Gerüchte über eine astronomische Sensation. US-Forscher könnten die vor 100 Jahren von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen direkt nachgewiesen haben. Diese Entdeckung wäre mit großer Sicherheit einen Nobelpreis wert: Denn sie würde nicht nur Einsteins Vorhersage bestätigen, sondern auch ein neues Beobachtungsfenster ins Universum öffnen.

Gravitationswellen gehören zu den am schwersten fassbaren Kräften des Universums. Der Allgemeinen Relativitätstheorie zufolge breiten sie sich mit Lichtgeschwindigkeit aus, als Verformung des Raums. Grob vergleichbar sind beispielsweise die Wellen eines ins Wasser geworfenen Steins, die die Seeoberfläche aufwühlen. Jeder beschleunigte Körper sendet der Theorie zufolge Gravitationswellen aus, die umso stärker sind, je mehr Masse der Körper hat und je schneller er sich bewegt. Die Wellen ließen sich bisher nicht direkt nachweisen. Es gibt aber auch kaum ernsthafte Zweifel an ihrer Existenz.

Für den späten Donnerstagnachmittag (16.30 Uhr MEZ) haben die Astrophysiker vom Ligo-Observatorium (Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatorium) in den USA nun eine Pressekonferenz angekündigt. Die soll von Veranstaltungen in aller Welt begleitet werden, darunter auch eine am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover. Auf die Pressekonferenz blicken Physiker in aller Welt schon seit Tagen mit stetig wachsender Aufregung. Auch heise online wird berichten, was die Forscher verkünden.

Gravitationswellen gehören zu den spektakulärsten Vorhersagen Albert Einsteins. Allerdings sind sie in der Regel so winzig, dass Einstein selbst nicht daran glaubte, dass sie jemals messbar sein könnten. Seit über 50 Jahren versuchen sich Physiker dennoch an einem direkten Nachweis. Alle vermeintlichen Erfolgsmeldungen entpuppten sich bislang allerdings als nicht haltbar. An der Suche kann sich dank des Projekts Einstein@home aber jeder beteiligen, auf heise online gibt es dazu ein eigenes Forum.

Indirekt hatten 1974 die beiden US-Astronomen Russell Alan Hulse und Joseph Taylor das Phänomen nachgewiesen: Sie hatten ein Doppelsystem aus zwei Neutronensternen entdeckt, die sich eng umkreisen. Ihre langsam abnehmende Umlaufzeit ließ sich exakt mit dem Energieverlust durch Gravitationswellen erklären. Dafür bekamen die beiden Wissenschaftler 1993 den Physik-Nobelpreis.

Die Anlage nahe Hanford in Washington ist rund 3000 Kilometer von der in Louisiana entfernt.

(Bild: Ligo)

Für den direkten Nachweis gibt es verschiedene Experimente. So hatte die ESA im Dezember den Satelliten LISA Pathfinder gestartet. Der soll Technik testen, mit der später ein Weltraumobservatorium Gravitationswellen aufspüren soll. Ligo wiederum, mit dem der Nachweis nun gelungen sein könnte, besteht aus zwei Interferometern in den US-Bundesstaaten Washington und Louisiana. Die bestehen jeweils aus zwei kilometerlangen Röhren, deren Länge mit einem Laserstrahl genau vermessen wird. Ändert sie sich, könnte das an Gravitationswellen liegen, wobei die beiden Experimente als gegenseitige Kontrollinstanz dienen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, dass von Wissenschaftlern falsche Daten eingeschleust werden, um die Abläufe zu kontrollieren. Das dürfte angesichts der geweckten Erwartungshaltung aber wohl nicht die Ursache für die aktuellen Messungen sein.

Seit Monaten nun gibt es Gerüchte darüber, dass eines der empfindlichsten Instrumente der Welt tatsächlich Gravitationswellen nachgewiesen haben könnte. Lawrence Krauss von der Arizona State University in Tempe hatte im September auf Twitter von "Gerüchten über einen Gravitationswellen-Nachweis am Ligo-Detektor" berichtet.

Im Januar legte Krauss nach: "Mein früheres Gerücht über Ligo ist von unabhängigen Quellen bestätigt worden. Bleiben Sie dran! Gravitationswellen sind möglicherweise entdeckt worden!! Aufregend." Krauss ist jedoch nicht an Ligo beteiligt und hat nach eigenen Worten auch mit keinem der etwa 900 Ligo-Forscher selbst gesprochen, wie er dem US-Fachjournal Science eingestand.

(mho)