5G-Mobilfunkforschung: Telekom und Huawei erreichen 70 GBit/s im 73-GHz-Band

Die Partner setzen bei der Forschung zum 5G-Mobilfunk teils auf bekannte, teils auf neue Techniken. Ein solches System könne jeden Nutzer einer Zelle mit 20 GBit/s versorgen.

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5G-Mobilfunkforschung: Telekom und Huawei erreichen 70 GBit/s im 73-GHz-Band

(Bild: Deutsche Telekom)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Nur wenige Tage vor Beginn des Mobile World Congress in Barcelona melden das Innovationslabor 5G:haus der Deutschen Telekom und der Netzbetreiber Huawei Fortschritte bei der Forschung zum 5G-Mobilfunk. In Laborumgebung sei es gelungen, im 73-GHz-Band eine Verbindung mit bis zu 70 GBit/s aufzubauen (Millimeterwellen-Kommunikation, mm-Wave). Das sei nach Telekom-Angaben zum weltweit ersten Mal gelungen. Eine vollständige Demonstration werde in Barcelona zu sehen sein. Diese werde belegen, dass sich die Technik für den Einsatz in Gebäuden und an Hotspots wie Einkaufsmeilen zur Breitbandanbindung eignet.

Die Telekom hat für die Übertragung nicht näher bezeichnete Metamaterial-Antennen und eine Multi-Richtstrahl-Technik eingesetzt (Multiuser-MIMO, also mehrere räumlich separierte Datenströme wie sie bei WLAN üblich sind). Mit dem Antennenmaterial seien extrem kleine Antennen mit hoher Richtwirkung möglich. Mittels der Focal-Array-Technik könne eine solche Antennengruppe mehrere Bleistift-förmige Strahlen exakt auf die Teilnehmergeräte ausrichten. So könne eine Basisstation jeden Nutzer im Abdeckungsbereich mit 20 GBit/s versorgen. Ein 100 GByte großes HD-Video sei damit in nur 40 Sekunden übertragen.

"Huawei unternimmt enorme Anstrengungen bei der Entwicklung von 5G-Schlüsseltechnologien“, kommentiert Dr. Wen Tong, 5G-Chefentwickler und Huawei Wireless CTO das Forschungsergebnis. Mit Millimeterwellen und der Mu-MIMO-Technik seien "nie dagewesene Glasfaser-ähnliche Geschwindigkeiten" im Mobilfunk möglich. Bruno Jacobfeuerborn, Technikchef der Telekom meint, dass damit das Potenzial von Millimeterwellen und der Multi-User-MIMO-Technik für den 5G-Mobilfunk belegt sei. Auf weitere Details vom Mobile World Congress kann man gespannt sein.

Die Deutsche Telekom gründete ihr Innovationslabor 5G:haus im März 2015 mit dem Ziel, Methoden, die sich für den 5G-Mobilfunk eignen könnten, gemeinsam mit Branchenpartnern zu evaluieren. Auf dem Mobile World Congress 2016 sollen Mitarbeiter dieser Abteilung – knapp ein Jahr nach ihrer Gründung – nicht nur ihre Position im 5G-Bereich darlegen, sondern auch die bislang umfassendsten Bausteine für ein künftiges 5G-System vorstellen.

Weltweit suchen etliche Forschungsgruppen nach Wegen, die zu 5G-Mobilfunktechnik führen. Ab 2020 sollen erste 5G-Netze schon in Betrieb gehen. Bis dahin steht noch reichlich Forschungs- und Gremienarbeit für die Spezifikationen an. Tragende Säulen sind dabei unter anderem neue Antennenarrays, Vielfach-MIMO-Techniken und vor allem neue Funkbänder mit hoher Bandbreite für die beabsichtigten hohen Gigabit-Geschwindigkeiten. Weil die bisher als attraktiv angesehenen Funkbänder im Bereich zwischen einigen Hundert Megahertz und drei Gigahertz weitgehend belegt sind, nehmen Forschungsgruppen höherfrequente Bänder in den Fokus. Beispielsweise haben Nokia und SK-Telecom im Zentimeterwellenbereich vielversprechende Ergebnisse erzielt. Noch ist aber offen, welche zusätzlichen Funkbänder der 5G-Mobilfunk verwenden wird. (dz)