Smartcard-Workshop: "Die Papiere, bitte"

Der 26. Smartcard-Workshop des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie stand ganz im Zeichen der Mobilität. Der eFührerschein auf dem Smartphone regte zum Nachdenken an.

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Smartcard

(Bild: dpa, Bernd Thissen)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers
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Geht es nach den Smartcard-Spezialisten, wird die eSIM den bisherigen SIM-, MicroSiM und NanoSIM den Garaus machen. Stefan Kaliner von der Deutschen Telekom bezeichnete sie als riesige Platz- und Ressourcenverschwender. Auch dem "Lappen", dem absolut unintelligenten Führerschein-Kärtchen, droht das Aus. Doch bis der eFührerschein auf dem Smartphone in einer Polizeikontrolle gezückt werden kann, müssen noch einige rechtliche Rahmenbedingungen geändert werden.

Beim elektronischen Führerschein ist Österreich der europäische Vorreiter. Mithilfe von MIA, der My Identity App der österreichischen Staatsdruckerei kann der Besitzer seinen Führerschein und den Fahrzeugschein in die Cloud hochladen und auf dem Smartphone präsentieren, wenn die Polizei die Papiere kontrolliert oder der Türsteher vor einer Disko einen Nachweis sehen will, dass er über 18 Jahre alt ist. Junge Leute vergessen häufig ihre Papiere, aber nur sehr selten ihr Smartphone.

Nach Österreich kommt der US-amerikanische Bundesstaat Iowa. Der hat zusammen mit der Firma Morphotrust die Mobile Driver License eingeführt, bei der der Führerschein auf das Handy geladen wird und nicht in einer staatlichen Cloud steckt. In den USA, in denen der Führerschein oft die einzige ID-Karte seiner Bürger ist, stößt das Pilotprojekt auf großes Interesse, berichtete Thomas Aichberger von der Münchener Veridos über die "Identitätsautobahn".

Veridos ist ein Joint Venture der Firmen Giesecke & Devrient (München) sowie der Bundesdruckerei (Berlin), das sich unter anderem mit dem Angebot eines eFührerscheins in Deutschland beschäftigt. Weltweit gibt es 1,6 Milliarden Führerscheine in mehr als 2000 Formaten, in der Europäischen Union sind es 300 Millionen Ausweise mit immer noch 110 verschiedenen Dokumentversionen. Das soll sich nach dem Willen der EU ändern und hat bereits zu einigen Standards geführt wie dem Abdruck der europaweit genormten Fahrerlaubnisklassen auf der Vorderseite des Dokumentes.

Der elektronische Führerschein auf dem Smartphone könnte hier einen weiteren enormen Effizienzgewinn bedeuten, erklärte Aichberger. Dabei seien die rechtlichen Rahmenbedingungen recht knifflig: Wie gelangt das Ausweisdokument sicher auf das Mobilteil, wie ist es fälschungssicher abbildbar und wie kann die ausstellende Behörde überprüft werden? Ganz zu schweigen von dem Problem, wie der zeitweilige Entzug der Fahrerlaubnis umgesetzt werden kann. Veridos setzt auf eine Lösung mit einem Pixelhaufen nicht unähnlich der QR-Codes, der bei der Polizeikontrolle mit dem Polizeihandy gescannt wird.

Benjamin Drisch von Cryptovision, einem Anbieter von mobilen JavaCard-Applets, war voll des Lobes für Nigeria, wo der ID-Ausweis gleichzeitig als Führerschein, Lohnsteuer-, Sozialversicherungs- und Krankenkarte, als Rentennachweis und als Registrierungskarte für elektronische Wahlen eingesetzt werden soll. Derzeit ist der biometrisch abgesicherte Ausweis nur ein ID-Dokument mit eingebautem Bankkonto und einer Registrierungsfunktion für Prepaid-SIM-Karten, doch sollen nach und nach die anderen auf JavaCard aufsetzenden Anwendungen freigeschaltet werden.

Auch Philipp Hoyer von HID Global fand freundliche Worte für den digitalen Führerschein, vor allem für Produkte, die weder mit Bluetooth noch NFC als Übertragungsstandards arbeiten. Beide Varianten seien Nischenlösungen. Zusammen mit der Mutterfirma Assa Abloy vermarktet HID Global das Betriebssystem Seos als Aufschließprogramm für Hotelzimmer. Autos und der digitale Führerschein sollen der nächste Schritt sein. (kbe)