MWC-Gerüchte: Mehr Smartphones, weniger Betriebssysteme

In Barcelona trifft sich die Mobilfunkbranche auf dem Mobile World Congress. Erwartet werden High-End-Smartphones, zum Beispiel das Samsung Galaxy S7 und das LG G5. Spannend ist aber auch, wer diesmal fehlt.

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MWC-Gerüchte: Mehr Smartphones, weniger Betriebssysteme

(Bild: heise online/vbr)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Achim Barczok
Inhaltsverzeichnis

Der Star des Mobile World Congress (MWC) bleibt auch in diesem Jahr das Smartphone: Schon am Sonntag stellen Huawei, LG, Samsung und ZTE ihre neuen High-End-Modelle mit Android vor und werden damit den Takt für die Branche in diesem Jahr vorgeben. Spekuliert wird über ein wasserdichtes Galaxy S7 und ein LG G5 mit Metallgehäuse. Daneben wollen viele Neulinge den Platzhirschen Paroli bieten, mit innovativen Ideen oder günstigen Preisen. Wir haben für sie die wichtigsten Gerüchte, Spekulationen und vorab bekannt gegebene Informationen zu den Messeneuheiten gesammelt und eingeordnet.

LG macht keinen Hehl daraus, dass man am Sonntag Nachmittag das neue Flaggschiff LG G5 präsentieren wird. Highlight soll ein "Always on"-Feature sein: Das Display zeigt auch im Standby ständig Informationen wie die Uhrzeit an. So etwas ähnliches kennt man bereits, vor allem von Motorola- und Microsoft-Smartphones mit AMOLED-Display. Deshalb stellt sich die Frage, ob LG beim neuen Modell von LCD-Technik auf AMOLED umschwenkt, oder das LG G5 die Dual-Display-Technik des vor kurzem erhältlichen LG V10 erbt, bei dem oberhalb des normalen Displays eine schmale Display-Leiste Zusatzinformationen darstellt.

Vor allem über das G5-Gehäuse spekuliert das Netz: Verschiedene Gerüchte-Webseiten berichten von einem schickeren aus Metall. Damit der Akku wie beim Vorgänger trotz des Metallrückens wechselbar bleibt, soll man ihn über einen Schacht am unteren Rand des Smartphones herausziehen können. Der Ein-/Ausschalter auf der Rückseite -- bisher ein Markenzeichen der LG-Modelle – wird wohl wie bei anderen Smartphones üblich wieder an die Seite wandern. Stattdessen wird es vermutlich eine zweite Kamera auf der Rückseite geben, die mit einem Weitwinkelobjektiv ausgestattet ist. Einige vorab veröffentlichten Fotos deuten auf ansteckbare Hardware-Module hin, mit denen man sein Smartphone um einen Extra-Akku und Kameratasten oder bessere Lautsprecher erweitern kann.

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Ausgehen kann man davon, dass das LG G5 als Chipsatz den Qualcomm Snapdragon 820 eingebaut hat: Ein entsprechenden Tweet war vor einigen Tagen vom offiziellen Qualcomm-Twitter-Account zu lesen. Spannend wird, wie dieser sich bei Performance-Tests schlägt: Hat Qualcomm die Hitzeentwicklungen der Vorgänger-SoCs nun besser im Griff?

Vom Samsung Galaxy S7 und S7 Edge sind bereits diverse Fotos aufgetaucht, sogar ein vorab veröffentlichtes Werbevideo aus Indonesien macht die Runde. Es scheint deshalb ziemlich sicher, dass das S7 in zwei Versionen auf den Markt kommen wird: Als Galaxy S7 mit 5,1 Zoll Display-Diagonale sowie als S7 Edge mit 5,5 Zoll. Letzteres hat wie die Vorgänger der Edge-Serie anscheinend auf beiden Seiten abgerundete Display-Ränder. Auch die Rückseite der beiden Smartphones soll anders als beim S6 zu den Seiten hin leicht abgerundet sein – ansonsten deutet sich ein sehr ähnliches Design an.

Im vorab veröffentlichten Werbevideo bekommt das S7 Edge ziemlich viel Wasser ab. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die neuen Modelle wie frühere Galaxy-Smartphones wasser- und staubdicht sind – ein Feature, das man beim S6 aus Design-Gründen weggelassen hatte. Ebenfalls spekuliert wird über die Rückkehr des MicroSD-Slots und eine verbesserte Kamera. Als Prozessor dürfte im neuen Galaxy S7 der von Samsung entwickelte Exynos 8 Octa 8890 stecken.

LG und Samsung werden mit ihren Smartphones vermutlich die Messe-Highlights in diesem Jahr markieren, doch Dutzende weitere Hersteller präsentieren sich in Barcelona. Huawei zum Beispiel zeigt auf dem MWC sein neues Flaggschiff P9. Das soll in vier Farben erhältlich sein, wie das LG G5 eine Doppelkamera auf der Rückseite haben und mit dem eigenen Prozessor Kirin 950 laufen. Spannend wird, ob das P9 mit einem druckempfindlichen Touchscreen ausgestattet ist, wie es bei der teuersten Variante des Huawei Mate S der Fall ist.

Xiaomi, die aufstrebende Marke aus China hat ebenfalls sein neues High-End-Modell in Barcelona dabei: Das Xiaomi Mi5 soll vorab aufgetauchten Spezifikationsblättern ein Display mit 5,2 Zoll Diagonale haben sowie mit einer 16-Megapixelkamera, dem Qualcomm Snapdragon 820 und einem USB-Typ-C-Stecker ausgestattet sein. Gegenüber den High-End-Geräten der in Europa etablierteren Hersteller könnte es sich aber vor allem durch den Preis abheben: Der Vorgänger Mi4 kostete 300 Euro, während die Spitzenmodelle von LG und Samsung preislich erfahrungsgemäß jenseits der 600-Euro-Grenze liegen.

Sony hat seine Smartphone-Serie Xperia Z5 bereits auf der IFA 2015 vorgestellt, auf dem MWC ist noch kein Nachfolger zu erwarten. Vermutlich wird es auf der Pressekonferenz des Herstellers deshalb eher um die neue Smartwatch 4, ein Xperia Z5 Tablet und um Mittelklasse-Smartphones gehen; das Xperia Z6 ist noch nicht zu erwarten.

Spannend ist bei großen Messen ja immer auch, welche Hersteller eher ruhig bleiben. Microsoft zum Beispiel hat bereits im Vorfeld ohne großes Tamtam das Mittelklasse-Smartphone Lumia 650 vorgestellt. Auf dem MWC hat man nach Jahren erstmals nicht mehr zu einer Pressekonferenz geladen: Deshalb wird es wohl außer dem Lumia 650 nicht viel neues in Barcelona zu sehen geben.

Mittelklasse mit Windows 10 Mobile: Lumia 650.

Wenn die Gerüchte stimmen, hebt sich HTC dagegen seine Neuheiten für März oder April auf. Dann soll das HTC One M10, der Flaggschiff-Nachfolger des One M9, auf einem eigenen HTC-Event präsentiert werden. Auch ein erstes Uhrenmodell des Herstellers, eine schon lange herbeispekulierte HTC Watch, wird vermutlich noch nicht auf dem MWC zu sehen sein.

Google hat in Barcelona zwar einen großen Stand, und auch CEO Sundar Pichai ist auf der Messe präsent. Neue Hardware oder gar eine neue Android-Version hebt sich das Unternehmen erfahrungsgemäß aber für die eigene Hausmesse Google I/O im Mai auf. Viele erhoffen sich jedoch wenigstens ein News-Update zu Googles Modular-Handy Project Ara, von dem man in den vergangenen Monaten kaum noch etwas gehört hat.

Wird Google in Barcelona neue Details zum Modular-Handy-System Project Ara bekannt geben?

(Bild: Google)

Noch stiller ist es um Mozilla geworden: Hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren in Barcelona noch kräftig Werbung für sein mobiles Betriebssystem Firefox OS gemacht, ist das ambitionierte Projekt nun komplett begraben und wird auf dem MWC keine Rolle mehr spielen. Auch bei den anderen Betriebssystem-Alternativen tut sich wenig: Blackberry konzentriert sich derzeit stark auf Android, ein Tizen-Smartphone für Europa ist immer noch nicht in Sicht, und das finnische Unternehmen Jolla mit seinem Sailfish OS war zuletzt in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dennoch wird Jolla auf dem MWC präsent sein – möglicherweise gibt es neue Kooperationen für Sailfish OS zu verkünden, oder man möchte eine ausgereifte Sailfish-Portierung für das Fairphone 2 zeigen.

Das mobile Ubuntu kommt dagegen wieder ein bisschen ins Rollen: Nicht bloß ein paar neue Ubuntu-Phones werden in Barcelona zu sehen sein, sondern auch ein Tablet: Der spanische Hersteller BQ spezialisiert sich zunehmend auf Geräte mit ungewöhnlicher Software und will gemeinsam mit Canonical ein erstes Ubuntu-Tablet vorstellen.

Tops und Flops des MWC 2015 (22 Bilder)

Achim Barczok, MWC-Veteran und Gadget-Jäger hat ein Herz für ungewöhnliche Tablet-Betriebssysteme und ist mal wieder von Microsoft enttäuscht.

(acb)