Einen kühlen Kopf bewahren

In Eiswasser springen und dabei innovative Ideen verkaufen: Ein finnischer Wettbewerb versteht es, Start-ups auf die Probe zu stellen.

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In Eiswasser springen und dabei innovative Ideen verkaufen: Ein finnischer Wettbewerb versteht es, Start-ups auf die Probe zu stellen.

Skurrile Wettkämpfe gibt es in Finnland so einige: Angefangen bei Gummistiefel- und Handy-Weitwurf, über das Trage-deine-Frau-Rennen bis hin zur schon legendären Luftgitarren-Meisterschaft. Die langen Winternächte laden das nordische Volk offenbar dazu ein, sich originelle Konzepte zu überlegen und sie in den rund-um-die-Uhr-hellen Sommermonaten auszuprobieren.

Polar Bear Pitching scheint keine Ausnahme zu sein: 20 motivierte Start-ups müssen ihre Firmenidee in einem Eisloch in bitterkaltem Wasser präsentieren. Da geht es also nicht nur um ein vielversprechendes Produkt, sondern auch um eine gute Atemtechnik und Training, etwa in mit Schnee gefüllten Badewannen. Nur logisch, dass die Organisatoren den Wettbewerb als "coolest start-up event" anpreisen.

In der nordfinnischen Stadt Oulu gingen somit Anfang Februar die kälteresistenten Jungunternehmer baden, meistens für circa 2 Minuten. Wer dann die Jury nicht von seinem "sisu" überzeugen konnte, hatte dann wenigstens das Eis gebrochen. Zu gewinnen gab es 10.000 Euro und ein Platz auf der Plattform Catapult, was mit zahlreichen Services einhergeht.

Leider fällt mir bei derlei Bestandsproben vor potenziellen Investoren immer ein entsprechendes Fernsehformat mit Reiner Calmund ein. Darin mussten ambitionierte Jungunternehmer unter anderem Würstchen in Frankfurt verkaufen. Übereifrig entwickelten sie dafür Businesspläne.

Fernab solch inszenierter Geschäftstüchtigkeit setzt dagegen das finnische Polar Bear Pitching an. Die Start-ups (übrigens nicht nur aus Finnland) zeigen ihre innovativen Ideen und können gleich mal beweisen, dass sie auch in belastenden Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Andere Pitch Contests können sich davon eine Scheibe abschneiden. Dass die Finnen ein Händchen für solche Events haben, zeigt jedes Jahr die Start-up Konferenz Slush in Helsinki. Hier vereinen sich eine kreative Szene, neue Technologien und Festival-Charakter.

Ach ja, der Gewinner-Polarbär ist in diesem Jahr die norwegische Firma Flowmotion Technologies geworden. Der Marketing-Verantwortliche Didrik Dimmen beeindruckte nicht nur durch seinen tollkühnen Rückwärtssprung ins Nass, sondern natürlich vorrangig mit seiner Idee: einer stabilisierenden Halterung gegen verwackelte Aufnahmen mit der GoPro-Kamera. (jle)