Zweifel an Indiens 3-Euro-Smartphone

Ein Smartphone für 251 Rupien, umgerechnet 3,30 Euro? Damit machte in der vorigen Woche ein Anbieter in indischen Zeitungen Werbung. Jetzt stellt sich heraus: Die ganze Kampagne könnte ein großer Betrug sein.

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Indiens günstigstes Smartphone steht auf dem Prüfstand

Sind 251 Rupien ein realistischer Preis für das Freedom 251? In Indien wird das angezweifelt.

(Bild: Ringing Bells)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Inzwischen kommen Zweifel am 3-Euro-Smartphone auf, das die indische Firma Ringing Bells vorige Woche vorgestellt hat. Sie hatte in indischen Zeitungen das Smartphone Freedom 251 beworben, das für umgerechnet etwa 3,28 Euro (251 Rupien) ohne Vertragsbindung zum Verkauf stehen sollte. Durch den besonders niedrigen Preis galt es als eines der günstigsten Smartphones der Welt. Mittlerweile befasst sich jedoch laut Times of India das Ministerium für Elektronik und Informationstechnik mit dem Unternehmen und seinem Angebot, und auch das Ministerium für Steuereinnahmen ist in den Fall involviert.

Das Smartphone, wie Ringing Bells es beworben hat.

(Bild: Ringing Bells)

Die Untersuchung wurde von dem Verband der indischen Smartphone-Industrie (ICA) angeregt, die stark an dem Preis des Smartphones zweifelt. Laut Experten dürfe das Smartphone bei Betrachtung der Preise der Einzelkomponenten nicht günstiger als umgerechnet etwa 30 Euro sein. Das Ministerium hat deshalb die Chefs von Ringing Bells, Präsident Ashok Chaddha und Leiter Mohit Goel einbestellt, um das Geschäftsmodell zu klären. Goel stellte klar, dass Ringing Bells pro Smartphone trotz des niedrigen Preises immer noch rund 40 Cent verdienen könne.

Trotzdem ist nun auch das Ministerium für Steuereinnahmen auf den Fall aufmerksam geworden und hat Untersuchungen eingeleitet. Mitarbeiter des in Noida angesiedelten Unternehmens wurden bereits von Polizisten befragt.

Für Furore soll auch gesorgt haben, dass Prototypen des Freedom 251 als umgelabelte Smartphones des Konkurrenten Adcom enttarnt wurden. Laut Times of India hat Ringing Bells verlauten lassen, Teile seines Smartphones aus Taiwan beziehen zu wollen, um es dann in Indien produzieren zu lassen. Auch strebe man an, rund 5 Millionen Freedom 251 zu verkaufen. Alle bisher bestellten Smartphones sollen außerdem bis zum 30. Juni ausgeliefert werden.

Die Firma konnte sich nach seiner Werbung für das Freedom 251 kaum vor Kaufwilligen retten. Mit etwa 600.000 Klicks pro Sekunde wurde die Seite bestürmt. Sie war durch die starke Auslastung schnell nicht mehr erreichbar. Am Abend des 20. Februar wurde die Seite ganz geschlossen.

Eine Kamera mit 3,2 Megapixel und eine Frontkamera mit 0,3 Megapixel soll Freedom 251 auch haben.

(Bild: Ringing Bells)

Für die indische Politik ist der Wirbel um das Freedom 251 nicht zu unterschätzen, schließlich unterstützen mehrere Initiativen der indischen Regierung wie "Make in India" und "Digital India" die Markteinführung. Wie hoch die Zuschüsse sind, ist unklar. Ashok Chaddah ließ verlauten, dass verschiedene Ministerienmitarbeiter bei ihnen gewesen wären, da sie mit den Programmen "Make in India", "Skill India" und "Startup India" erfolgreich sein wollten. Die Mitarbeiter hätten einige Richtlinien hinterlassen und volle Unterstützung und Kooperation zugesagt.

Laut Ringing Bells sei das Freedom 251 ein Smartphone mit Android 5.1 und einem 4-Zoll-Display. Die übrige Ausstattung: Vierkernprozessor von Qualcomm mit 1,3 GHz, 1 GByte Hauptspeicher, 8 GByte Flash, zwei Kameras, eine mit 3,2 MP und die Frontkamera mit 0,3 MP.

[Update] Eine falsche Angabe zu den Kameras wurde korrigiert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. [/Update] (kbe)