Apple-Partner Foxconn übernimmt Sharp - vielleicht ...

Das Rennen um den Elektronikriesen Sharp hat Foxconn für sich entschieden. Japans Bemühungen, den Konzern nicht an ein ausländisches Unternehmen zu verlieren, sind gescheitert. Foxconn aber hat noch einmal kalte Füße bekommen und prüft noch einmal.

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Foxconn

(Bild: dpa, Ritchie B. Tongo)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Der taiwanische Apple-Partner Foxconn hat den Übernahme-Poker um den angeschlagenen japanischen Elektronikkonzern Sharp gewonnen. Der in Osaka ansässige Konzern teilte am Donnerstag offiziell mit, das Angebot von Foxconn über rund 6 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro) anzunehmen. Foxconn kommt damit auf einen Anteil an Sharp von rund 70 Prozent. Der japanische Staat hatte versucht, eine Übernahme Sharps durch einen ausländischen Konzern zu verhindern, ist damit jedoch gescheitert.

Es ist die größte Übernahme eines japanischen Elektronikkonzerns durch ein ausländisches Unternehmen. Das Gegengebot zu Foxconn kam vom Innovation Network Corporation of Japan (INCJ), einem Fonds der japanischen Regierung. Experten hatten INCJ lange als Favoriten gesehen angesichts der Bemühungen der japanischen Regierung, Sharps Technik nicht in ausländische Hände geraten zu lassen.

Update 25.2., 11:06: Vorgesehen ist nun, dass der Apple-Auftragsfertiger neue Aktien von Sharp im Wert von 484 Milliarden Yen (rund 3,9 Milliarden Euro) übernimmt. Zudem wollen die Taiwaner Sharp-Vorzugsaktien, die von dessen Gläubigerbanken gehalten werden, für weitere rund 100 Milliarden Yen kaufen. Bei einer erfolgreichen Übernahme würde Foxcon künftig rund 70 Prozent der Anteile an Sharp halten.

Die Sharp-Aktien schlossen nach Bekanntgabe der einstimmigen Entscheidung des Vorstands zugunsten von Foxconn um 14,4 Prozent niedriger. Der INCJ wollte rund 2,5 Milliarden Dollar in die Sanierung des angeschlagenen Elektronikunternehmens investieren. Zudem hatte der INCJ im Gegensatz zu Foxconn geplant, das angeschlagene LCD-Geschäft vom Rest des Sharp-Konzerns zu trennen und es mit dem heimischen Unternehmen Japan Display zu fusionieren, wie Medien berichteten.

Der Kampf zwischen Foxconn und dem Fonds war von Experten als Test für Japans Bereitschaft angesehen worden, seine Wirtschaft zu öffnen. Japans Regierungschef Shinzo Abe hatte Reformen versprochen und um ausländische Investitionen geworben, um die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Angeschlagene japanische Konzerne konnten sich lange darauf verlassen, von der Regierung und den Banken gestützt zu werden.

Sharp war ein Pionier bei flachen LCD-Bildschirmen, geriet in den vergangenen Jahren jedoch durch koreanische und chinesische Konkurrenz bei Bildschirmen für Fernseher und Smartphones massiv unter Druck. Nach hohen Verlusten stand zeitweise sogar der Fortbestand des Unternehmens infrage.

In den ersten neun Monaten des noch bis zum 31. März 2016 laufenden Geschäftsjahres verbuchte Sharp unter dem Strich in Folge erhöhter Umstrukturierungskosten einen Verlust von 108,3 Milliarden Yen. Dennoch hält das Unternehmen an seiner Prognose für das Gesamtgeschäftsjahr fest und geht weiterhin von einem operativen Gewinn von 10 Milliarden Yen aus.

Foxconn verspricht sich von einer Übernahme von Sharp nach Ansicht von Branchenkennern eine Diversifizierung seines Geschäfts. Sharps Bildschirm-Technologien könnten den Taiwanern helfen, in die Produktion von lukrativen Highend-Komponenten vorzustoßen. So plant Sharp eine Fertigungslinie für OLED, der nächsten Generation von Lichtdioden. Produzierte Foxconn bislang die meisten von Apples iPhones und lieferte Komponenten wie Metallgehäuse, will Foxconn laut Medien künftig auch Bildschirme für das iPhone liefern, was höhere Gewinnmargen abwirft. Mit Sharp übernimmt Foxconn einen von Apples Lieferanten von Bildschirmen fürs iPhone – und wäre so im Geschäft.

[2. Update 25.02.2016 – 11:50 Uhr] Nur Stunden nach der Bekanntgabe des Plans hat Foxconn erklärt, die eigentlich geplante Übernahme nun doch zu verzögern. Die Unterzeichnung des Vertrages mit Sharp sei aufgeschoben, "bis ein Konsens erzielt ist", teilte Foxconn am Donnerstag in Taiwan mit. Als Grund wurden neue Informationen über mögliche Risiken angeführt. (axk)