Verschwommen ist das neue Nein

Neben der Spur

Während Apple zum FBI nein sagt, sagt Google zu einem neuen Feature ja

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Und plötzlich steht eine Elektronikfirma für Mut. So sehr, dass sogar der Mann mit der schlecht sitzenden Frisur auf dem merkwürdigen Hirn zum Boykott der Firma aufruft. Vielleicht auch etwas unglückselig. Aber Apple rückt die Daten dem FBI nicht heraus und wird nun nach anfänglichem Zögern von Seiten Microsofts zumindest offiziell von Google und Microsoft dabei unterstützt. Viel Spaß vor Gericht. Wir bleiben dran. Dabei ist nicht einmal klar, was sich Ominöses von den Attentätern in San Bernadino finden lassen würde, wenn Apple gegen das FBI den Kürzeren zöge.

Mal sehen.

Wo wir gerade bei Google sind: Dort hat man jetzt ein Feature freigeschaltet, dass jeden beliebigen Teil des Videos verschwommen machen kann. Das ist nicht neu, gibt es eigentlich schon seit 2012, aber jetzt lässt sich Blurring wirklich gut verwenden... gut, immer macht es nicht Sinn: "Berglandschaft im Nebel" und "neulich unter Wasser" gewinnen deshalb auch keinen Oscar, aber immerhin: Still und heimlich lässt sich ein neues Feature an, das dem FBI gar keine Freude machen dürfte. Und nicht einmal YouTube kann die digitale Verwässerung rückgängig machen. Sollen die doch vor Gericht gehen. Nebel bleibt Nebel und Unterwasser bleibt Unterwasser, sobald einmal alles vernebelt und verwaschen ist. Video aus, Ende, gut.

Gut, zugegeben, auch ein geblurrter IS-Kämpfer bleibt ein IS-Kämpfer und wenig ersprießlich, außerdem will man vielleicht auf den eigenen Propagandavideos gar nicht aussehen wie eine Qualle mit Kalashnikov. Und vielleicht kann sich Donald Trump dazu entschließen, das Schallloch unter seiner Perücke auch zu blurren, dann wäre das ein Schritt hin zur Verbesserung der Welt. Aber das soll jetzt erst einmal nicht unsere Sorge sein.

Blurring ist vielleicht auch gar nicht Googles wirkliche Sorge, denn das AI-Team der Firma hat noch ein anderes Feature vorgestellt. Anhand von einer Vielzahl von Fotos kann jetzt künstliche Intelligenz (oder wie es Kenner nenne: die Frau von Trump) dazu genutzt werden, ein Foto wieder genau zuzuordnen. Und das ohne Geotagging oder andere Hinweise. Wenn also jemand ein Video wirklich verwaschen will, dann mag das Gesicht nicht wirklich wiederzukennen sein. Aber man weiß zumindest, wo der Kerl mit seiner Maschinenpistole steht. Und das ganz ohne FBI und Gerichtsbeschluss. Allerdings nur, wenn vorher schon einmal einer die Gegend durchfotografiert hat.

Das kann ja dann das CIA machen.