Open-Source-Bier

Ist keine Schnapsidee: Eine schottische Brauerei veröffentlicht ihre Bier-Rezepte im Internet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.

Ist keine Schnapsidee: Eine schottische Brauerei veröffentlicht ihre Bier-Rezepte im Internet.

Zugegeben, als ich die Überschrift der Meldung gelesen habe, dachte auch ich zunächst an einen Scherz. Ist aber keiner. Unter dem hübschen Titel "Giving back" veröffentlichte die schottische Craft-Beer-Schmiede "Brew Dog" kürzlich die komplette Liste ihrer Rezepte im Internet. Mit Zutaten, Temperaturprofil und allem, was dazu gehört.

Nicht nur das stärkste Bier in deren Liste, das Tokyo, kann jetzt jeder nachbrauen. Das Zeug hat übrigens knackige 16,5 Prozent – da muss sich auch schwerer Rotwein schon ziemlich anstrengen.

Wem das jetzt nichts sagt: Brew Dog ist eines von diesen modernen Aufsteiger-Märchen: Zwei Typen, die zwar keinen Cent Kapital haben, aber dafür umso mehr Liebe zu richtigem Bier, kaufen eine alte Brauanlage und steigen mit ihrem Punk-Bier innerhalb weniger Jahre zu gefeierten Geschäftsleuten auf. Als die Banken im Zuge der Finanzkrise keine Kredite vergeben wollen, verkaufen die Beiden Anteile ihres Ladens im Internet – eine Art Crowdfunding für Craft-Beer-Fans.

Wenn Open-Source-Guru Richard Stallman früher erklären wollte, was "free software" ist, sagte er sowas wie: "Free as in free speech, not free as in free beer" – sinngemäß: Die Freiheit, die wir meinen, ist die der freien Rede, nicht die von Freibier.

Und jetzt das. Da verschenken die Jungs ihr Know-how einfach so im Internet? Das mutet angesichts des heute vorherrschenden Plattform-Kapitalismus geradezu rührend anachronistisch an.

Die Sache ist natürlich mehr als ein reiner Marketing-Gag. Wie schon bei der freien Software setzen die schottischen Brauer auf die Mithilfe der Szene. Einer Homebrew-Szene, die ihre Rezepte nicht nur nachkocht, sondern auch verbessert. Und die guten Ideen dann natürlich wieder mit allen teilt.

Wenn man dem Internet glauben darf, ist das mit dem Brauen im Prinzip gar nicht so superschwierig – die Community hält reichlich Anleitungen bereit. Mit vollautomatischen Braumaschinen wie dieser hier wird man dabei aber nicht weit kommen. Sowas ist ungefähr so aufregend wie ein Brotbackautomat – und mindestens genauso variantenreich. Aber vielleicht kann man die Dinger ja hacken. (wst)