Pioniere der Kryptographie: Turing Award für Whitfield Diffie und Martin Hellman

Dieses Jahr gilt die Preisvergabe der Association for Computing Machinery (ACM) als politisches Signal im Zeichen der Crypto Wars.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 27 Kommentare lesen
Whitfield Diffie (l.) und Martin E. Hellman

Whitfield Diffie (l.) und Martin E. Hellman

(Bild: acm.org)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Whitfield Diffie und Martin Hellman, die Köpfe hinter dem Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch für symmetrische Kryptokommunikation, werden mit dem diesjährigen Turing Award ausgezeichnet. Die Entscheidung der ACM, den Kryptologen den "Nobelpreis" der Informatiker zu verleihen, gilt als politisches Signal im Zeichen der Crypto Wars 3.0.

Beide haben angekündigt, das Preisgeld von einer Million Dollar für politische Zwecke einzusetzen: Hellman, emeritierter Professor der Stanford University, will seinen Anteil im Kampf gegen Nuklearwaffen verwenden. Diffie, ehemals Vizepräsident von Sun Microsystems, will die Summe zur Erforschung der Geschichte der Kryptographie nutzen. Es gelte, denen eine Stimme zu geben, die sich gegen staatliche Überwachung gewehrt haben.

Mit ihrem Paper New Directions in Cryptography sorgten die damals in der Friedensbewegung engagierten Diffie und Hellman 1976 für eine Sensation. Sie schilderten den Ansatz für die Nutzung von Kryptographie, der in Grundzügen zwar bekannt war, aber von den Geheimdiensten geheimgehalten wurde, da er eine nationale Gefahr darstelle.

Die sogenannte Public Key Kryptographie wurde 1970 durch den Briten James Ellis entdeckt und bewiesen. Als Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes GCHQ war es Ellis untersagt, seine Forschungen zu veröffentlichen. Er wurde posthum mit einer Medaille geehrt. Wie Hellman in seinen Memoiren schildert, überlegte die CIA nach einem Hinweis von NSA-Mitarbeitern, Hellman und drei seiner Studenten zu verhaften, da sie mit ihrer Veröffentlichung die nationale Sicherheit der USA untergraben hätten. Diffie und Hellman wurden gewarnt, dass sie einem Mordkomplott zum Opfer fallen könnten.

"1976 sahen Diffie und Hellman eine Zukunft voraus, in der Menschen tagtäglich über elektronische Netzwerke komunizieren und darin verletzlich waren, dass ihre Kommunikation gestohlen oder verändert wird. Nun sehen wir 40 Jahre später, dass ihre Überlegungen bemerkenswert vorausschauend waren", erklärte ACM-Präsident Alexander L. Wolf. Der Preis soll in einem Festakt am 11. Juni in San Francisco übergeben werden. (anw)