Smart TV: Samsung schafft gewöhnliche Fernbedienung ab

Samsung wagt die Revolution im Wohnzimmer: Der Elektronikkonzern bringt nicht nur seine neuen Fernseher (ab der 6400er-Serie) mit einer überarbeiteten Bedienoberfläche auf den Markt, sondern liefert zu diesen auch keine gewöhnliche Fernbedienung mit Zifferntasten mehr mit. Stattdessen erhalten Käufer eine Mini-Fernbedienung mit wenigen Tasten, in deren Zentrum ein Steuerkranz steht und die Befehle per Bluetooth Smart an den Fernseher sendet.

Passend zu diesem Konzept haben die neuen Samsung-TVs eine überarbeitete "Smart Hub"-Oberfläche, über die alle möglichen Inhalte mit spätestens drei Klicks erreichbar sind: Nach dem Druck auf die gleichnamige Taste sieht der Nutzer zunächst eine Reihe mit den wichtigsten Quellen -- darunter neben Live-TV auch Abrufdienste und andere Apps. Diese Auswahl ist begrenzt, aber konfigurierbar. Hat man mehr Apps installiert als Plätze auf der Leiste vorhanden sind, so erreicht man diese über ein gesondertes Feld.

Hat man sich für eine Quelle entschieden, erscheint über der unteren Streifen eine weitere Leiste mit kontextabhängigen Inhalten. Bei Live-TV wären das beispielsweise die meistgeschauten Sender, bei VoD-Diensten eventuell abgebrochene Videos und Empfehlungen. Am Fernseher angeschlossene externe Geräte sollen sich laut Samsung ebenfalls mit der neuen Fernbedienung steuern lassen – zumindest bezüglich der Basisfunktionen.

Zuspieler

Bei der Einbindungen der Zuspieler beschreitet Samsung verschiedene Wege: Sollte sich das am Fernseher angeschlossene Gerät komplett über HDMI-CEC (Consumer Electronics Control) steuern lassen, so nutzt Samsung dieses Fernbedienungsprotokoll. Dies dürfte aber am ehesten bei Samsung-Zuspielern der Fall sein, etwa bei Blu-ray-Playern des Konzerns. Andernfalls nutzt Samsung (sofern möglich) HDMI-CEC lediglich, um das angeschlossene Gerät zu erkennen. Danach schickt der Fernseher laut Samsung die passenden Codes aus der herstellereigenen Datenbank per Bluetooth an die neue Fernbedienung.

Je nach Zuspieler läuft die Bedienung über Bluetooth oder per Infrarot-Kommandos. Samsung verspricht, dass 90 bis 95 Prozent der wichtigsten Zuspieler unterstützt werden – darunter Digital-TV-Boxen, Medienplayer und Spielkonsolen. Auf der Presseveranstaltung führte Samsung diese Funktion anhand einer eigenen Settop-Box, Amazons Fire TV und Microsofts Xbox 360 vor.

Eine Sprachsteuerung des TV ist vorgesehen; die Fernbedienung hat dafür ein Mikro eingebaut. Diese beschränkt sich aber praktisch auf die Suchfunktion. Nicht nutzen lässt sich über die Fernbedienung des Fernsehers die Sprachsuche des Fire TV.

Pläne

Samsung schafft aber nicht nur die gewöhnliche Fernbedienung ab – auch Gestensteuerung oder irgendeine Art von Mauszeiger auf dem Bildschirm gehören mit der neuen Gerätegeneration der Vergangenheit an.

Die neue Bedienoberfläche setzt auf das TV-Betriebssystem Tizen auf, das der Konzern bereits bei Fernsehern des vergangenen Modelljahrs nutzte. Nicht auszuschließen sei daher laut Hersteller, dass auch für die TV-Geräte der 2015er-Generation ein Firmware-Update auf die "Smart Hub"-Oberfläche angeboten wird. Diese Entscheidung ist allerdings noch nicht gefallen, sondern hängt von einer entsprechenden Nachfrage ab. Die neue Fernbedienung müssten die Bestandskunden dann nachkaufen.

Wer möchte, kann auch weiterhin eine (optional erhältliche) Samsung-Fernbedienung mit Zifferntasten benutzen, auch die neuen Geräte reagieren auf die bisherigen Infrarot-Codes. Benutzt man eine gewöhnliche Fernbedienung, muss man allerdings auf die Steuerung von Zuspielern per Bluetooth verzichten; zudem erhält ein gewöhnlicher Steuerknüppel natürlich keine Fernbedienungscodes vom Fernseher. (nij)