Mittelformat-Ikone: Vor 110 Jahren wurde Firmengründer Victor Hasselblad geboren

Vor 110 Jahren wurde Victor Hasselblad im schwedischen Göteborg geboren. Bekannt wurde er durch die mit Objektiven von Carl Zeiss ausgestattete Mittelformatkamera, die seinen Familiennamen trägt.

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110. Geburtstag von Victor Hasselblad

(Bild: Hasselblad)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle

Sie gelten als Ikonen unter den analogen Kameras und werden noch immer hoch gehandelt: die würfelförmigen Mittelformat-Spiegelreflexkameras der Marke Hasselblad. Sie gehen zurück auf ihren Namensgeber und Firmengründer Victor Hasselblad, der heute vor 110 Jahren am 8.3. 1906 im schwedischen Göteborg zur Welt kam.

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Hasselblad im Weltraum

45 Jahre lag sie im Schrank, dann wurde sie für weit mehr Geld versteigert, als sie geschätzt wurde:

Das1841 gegründete elterliche Familienunternehmen F.W. Hasselblad besaß seit 1888 die exklusiven Vertriebsrechte für Kodak-Produkte in Schweden. F.W.Hasselblad vertrieb auch die in den Jahren 1893 bis 1913 von Hugo Svenson & Co. in Göteborg produzierte, heute weitgehend vergessene Plattenkamera Hasselblad Svenska Express. 1908 gründete die Familie mit der Fotografiska AB eine eigenständige Firma, die sich um den Import der Kodak-Produkte Geschäft kümmern sollte.

Mit 18 Jahren soll Victor Hasselblad von seinem Vater aus der Schule genommen worden sein. Er wurde anschließend nach Dresden geschickt, um die Welt von Fotografie und Filmmaterialien kennen zu lernen und war deshalb bei mehreren Kamera- und Filmherstellern beschäftigt.

Victor Hasselblad

(Bild: Hasselblad)

Nach seiner Rückkehr nach Göteborg kam es offensichtlich zu familiären Unstimmigkeiten und Victor eröffnete mit Victor Foto sein eigenes Fotogeschäft mit angeschlossenem Fotolabor. 1940 erhielt Victor Hasselblad von der Schwedischen Luftwaffe die Aufforderung, eine Luftbildkamera zu entwickeln und zu produzieren. Er gründete dazu im Folgejahr das Unternehmen Ross Incorporated, das heute als die Keimzelle der Hasselblad AB gilt, die daher in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum feiern will. Die erste Kamera des jungen Unternehmens wurde HK 7 genannt. 1942 stieg Victor Hasselblad dann nach dem Tod des Vaters auch wieder in das elterliche Unternehmen F.W.Hasselblad ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste sich Hasselblad ein ziviles Standbein suchen und verlegte sich zuerst auf die Produktion von Uhrwerken, bevor er am 6. Oktober 1948 auf einer Pressekonferenz in New York die Hasselblad 1600F, eine 6×6-Spiegelreflexkamera mit Kodak-Wechselobjektiven, wechselbaren Filmmagazinen und Suchern vorstellte. Die Kamera war mit einem Schlitzverschluss aus Stahlfolie ausgestattet, der eine kürzeste Verschlusszeit von 1/1600 Sekunde erreichen sollte. Aufgrund technischer Probleme nahm man die Verschlusszeit schon bald auf 1/1000 Sekunde zurück und nannte die Kamera nun 1000F. Die Kodak-Objektive wurden im Laufe der Jahre durch Objektive von Carl Zeiss in Oberkochen ersetzt

Die 1000f: Einäugige Spiegelreflexkamera aus Schweden für Rollfilm 120/220 (12 beziehungsweise 24 Bilder im Aufnahmeformat 6 x 6 cm), 1952-1957. Das Museumsmodell (Bild, mit Magazin 70 von 1968) stammt aus dem Jahre 1957. Technische Daten: Manuelle Scharfeinstellung, manuelle Belichtungssteuerung. Lichtschachtsucher (Wechselsucher und wechselbare Einstellscheibe). Mechanischer Schlitzverschluss (schnellste Verschlusszeit: 1/1000 Sekunde). Gegenüber der ursprünglichen Hasselblad 1600 F wurde die Verschlussgeschwindigkeit von 1/1600 auf 1/1000 Sekunde reduziert. Grund war die schlechte Einhaltung der 1/1600 Sekunde. In Verbindung mit beiden Modellen (1000 F und 1600 F) werden das gleiche Zubehör und die gleichen Objektive verwendet. Rein äußerlich unterscheiden sich die beiden Modelle überhaupt nicht. Gebaut wurden rund 10.400 Exemplare. Wechselobjektive (Hasselblad-1000-Bajonett), hier mit Carl Zeiss Sonnar 1:3,5/135 mm (Vorwahlblende, kürzeste Einstellentfernung: ein Meter). Text: kameramuseum.de

(Bild: kameramuseum.de)

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1954 wurde die erste Hasselblad Superwide mit fest eingebautem Carl Zeiss Biogon 4,5/38 mm präsentiert. Dieses Modell und seine direkten Nachfolger wurden bis 2005 produziert. 1957 folgte die Hasselblad 500C. Diese Kamera war für Carl Zeiss-Objektive mit Compur-Zentralverschluss ausgelegt, der eine Blitzsynchronisation bis zu 1/500 Sekunde ermöglichte. Die später als V-System bezeichneten Kameras wurden in der letzten Version als 503 CW noch bis 2013 produziert.

Die 503CX: Einäugige Spiegelreflexkamera (1988-1994) für das 6 x 6-Format mit auswechselbaren Objektiven (Hasselblad-C-Bajonett), Suchern, Filmmagazinen und Einstellscheiben. Sucher: Lichtschacht (Bild), auswechselbar gegen Prismensucher mit und ohne Belichtungsmesser oder Vergrößerungslichtschacht. Hasselblad-Acute-Matte-Einstellmattscheibe (entwickelt von Minolta). Filmtransport: Manuell, Transportkurbel kann gegen Knopf mit eingebautem Belichtungsmesser ausgetauscht werden. Blitzsteuerung: TTL-Messung auf der Filmoberfläche in Verbindung mit den Blitzadaptern SCA 390 und 590 sowie Blitzgeräten des SCA-300- und SCA-500-Systems. Arbeitsbereich der Belichtungssteuerung: ISO 16/13° bis ISO 1000/31°. Hier mit Objektiv Carl Zeiss Distagon T 1:4/50 mm. Text: kameramuseum.de

(Bild: kameramuseum.de)

1966 verkaufte Victor Hasselblad das Vertriebsunternehmen und den Einzelhandel der „Hasselblad Fotografiska AB“ an Kodak. Zehn Jahre später, im Jahre 1976 verkaufte Victor Hasselblad dann sein Unternehmen Hasselblad AB an das schwedische Investmentunternehmen Säfveån AB.

Victor Hasselblad verstarb am 5. August 1978 im Alter von 72 Jahren in seinem Geburtsort Göteborg. Den Großteil seines Vermögens vermachte er der Erna-und-Victor-Hasselblad-Stiftung.

(keh)