IAB: Werbebranche veröffentlicht Adblock-Blocker

Die Werbeindustrie geht in die Offensive: Das Interactive Advertising Bureau empfiehlt, Nutzer auszusortieren, die Werbung blockieren. Immer mehr Websites errichten ohnehin Blockaden und Paywalls.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 361 Kommentare lesen
Anzeige Adblocker

Screenshot von nytimes.com

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Wer seit Montag auf die Website der New York Times mit einem Werbeblocker aufruft, bekommt mitunter statt den Artikeln der Zeitung eine Warnmeldung angezeigt. "The best things in life aren't free" – heißt es dort. Anschließend wird der Nutzer aufgefordert, entweder ein Abonnement abzuschließen oder die Website im Adblocker freizuschalten. Vorerst ist dies nur ein Experiment. Der Verlag hat aber schon durchblicken lassen, dass die Blockade der Adblocker zum Dauerzustand werden könne.

Nach den jetzt veröffentlichten Empfehlungen des Interactive Advertising Bureau (IAB) könnte dies Verfahren demnächst auf immer mehr Websites eingeführt werden. In einem kostenlosen Handbuch erläutert die Technik-Arbeitsgruppe des Verbandes die verschiedenen Möglichkeiten mit Adblockern umzugehen.

Als Idealweg wird eine Strategie mit der plakativen Abkürzung D.E.A.L empfohlen. Hierbei sollen Adblock-Nutzer identifiziert und dazu bewogen werden, die Software abzuschalten oder einen kostenpflichtigen Zugang zu kaufen. Wer der Aufforderung nicht nachkommt, soll entweder komplett blockiert oder zumindest eingeschränkt werden. Die neue Strategie soll das "L.E.A.N." getaufte Programm ergänzen, wonach Werbetreibende nur noch qualitativ hochwertige Werbung ausspielen sollen.

Um den Website-Betreibern das Vorgehen zu vereinfachen, hat der IAB für seine Mitglieder ein Skript veröffentlicht, mit dem überprüft wird, ob Werbung auf den Screen des Nutzers geladen wird. Allerdings warnen die Techniker in dem Whitepaper auch davor, dass ein solches Skript nicht fehlerfrei funktioniere. So könne ein Nutzer an einer langsamen Internetverbindung fälschlich als Adblock-Nutzer identifiziert und durch die resultierende Warnmeldung erst auf die Idee gebracht werden, ein solches Plugin zu installieren.

Wie sich kürzlich auf dem Ad Blocking Action Day des Zeitungsverlegerverbandes WAN-IFRA gezeigt hat, sehen sich viele Verleger in einer Zwickmühle. So werden Medien wie die New York Times, die Werbung eher spärlich einsetzt, von der Zunahme der Adblocker fast genau so getroffen wie Angebote, die keinerlei Hemmungen zeigen, den Nutzer mit Werbung zu überfluten. Bitten, die Adblocker abzuschalten, werden meist ignoriert.

Gleichzeitig kämpfen die Verlage auch mit der Qualität der Werbenetzwerke und ihrer Inhalte. Das US-Magazin Forbes experimentiert derzeit damit, Adblock-Nutzern weniger aufdringliche Werbung anzuzeigen, wenn sie die Website freischalten. In Deutschland findet der Verlagskonzern Axel Springer mit seiner harten Adblocker-Sperre auf bild.de immer mehr Nachahmer. (anw)