VW: US-Chef Horn muss gehen

Der US-Chef von Volkswagen tritt mitten im Abgas-Skandal zurück. Der Vorstandsvorsitzende Michael Horn verlasse das Unternehmen im gegenseitigen Einverständnis mit der Volkswagen AG mit sofortiger Wirkung

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Von
  • Martin Franz

Hinrich J. Woebcken übernimmt die Nachfolge von Horn. Zuvor war er unter anderem bei BMW und Knorr Bremse.

(Bild: VW)

Der US-Chef von Volkswagen tritt mitten im Abgas-Skandal zurück. Der Vorstandsvorsitzende Michael Horn verlasse das Unternehmen im gegenseitigen Einverständnis mit der Volkswagen AG mit sofortiger Wirkung, teilte die US-Tochter Volkswagen Group of America am Mittwoch mit. Hinrich Woebcken, der für Volkswagen seit kurzem bereits in leitender Funktion für die Region Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko) verantwortlich ist, übernehme Horns Tätigkeiten zunächst übergangsweise, heißt es in der Mitteilung. Horn hatte das Amt erst im Januar 2014 angetreten.

In die Amtszeit des 54-Jährigen fiel das Bekanntwerden der Affäre um manipulierte Abgaswerte, die den Konzern in eine schwere Krise gestürzt hat. Der ehemalige Konzernchef Martin Winterkorn war bereits im September 2015 zurückgetreten, nachdem wenige Tage vorher das US-Umweltamt EPA den Skandal publik gemacht hatte. In Aufsichtsratskreisen sorgte die Nachricht aus den USA am Mittwochabend durchaus für Überraschung. Dies bezog sich insbesondere auf den Zeitpunkt, immerhin seien seit dem Beginn der Affäre bereits fast sechs Monate ins Land gegangen, hieß es. Einige der Aufseher hatten mit dem Rücktritt bereits deutlich früher gerechnet, nämlich noch bevor Winterkorn seinen Hut nahm.

Der Konzern ist mit zahlreichen Klagen konfrontiert. Es drohen Milliardenstrafen. Obwohl es bald ein halbes Jahr her ist, dass das Debakel seinen Lauf nahm, kommt Volkswagen in den USA nicht zur Ruhe. Erst am Vortag hatte das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider berichtet, dass die US-Regierung nun auch wegen Bankbetrugs und möglichen Verstößen gegen Steuergesetze gegen Volkswagen ermittele. Damit könnten noch höhere Bußgelder auf den Konzern zukommen.

Die Funktion des President und CEO der Volkswagen Group of America bleibt unverändert bestehen. Diese nimmt weiterhin Michael Horn (hier links neben Winterkorn) wahr.

(Bild: VW)

Auch auf der Managementseite gab es in den USA, wo die Volkswagen-Verkäufe nicht erst seit dem Abgas-Skandal schwächeln, immer wieder Rückschläge. So sollte ursprünglich der frühere Skoda-Chef Winfried Vahland das Nordamerika-Geschäft übernehmen und damit noch einen Posten über Horn stehen – so hatte es Volkswagen noch Ende September 2015 mitgeteilt. Im Oktober hieß es dann allerdings, Vahland verlasse den Konzern. Auf seinen Posten rückte dann der frühere BMW-Manager Woebcken, der nun vorübergehend auch das enger gefasste US-Geschäft leiten soll.

Horn galt als Mann des Vertriebs, der die Rückendeckung der vom Abgas-Skandal hart getroffenen VW-Händler in den USA hatte. In den Verhandlungen mit den US-Behörden über einen Plan zur Beseitigung der Betrugsprogramme konnte VW bis zuletzt keinen Durchbruch erzielen. Der Konzern gerät zunehmend unter Druck. Am 24. März 2016 läuft ein Ultimatum eines US-Richters aus, bei dem Hunderte Zivilklagen gebündelt sind.

(dpa) (mfz)