Photoindustrie-Verband legt Marktzahlen für 2015 vor

Die Zahlen im Foto- und Imaging-Markt waren im vergangenen Jahr in den meisten Bereichen durch Absatzeinbrüche geprägt. Zuwächse bei Action Cams und Fotobüchern, stagnierende Entwicklung bei Zubehör und deutlich abgeschwächtes Wachstum bei Smartphones.

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Foto- und Imagingmarkt 2015: Schlechte Zahlen vom Photoindustrieverband

(Bild: Photoindustrieverband)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle
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Der Photoindustrie-Verband hat die Markzahlen 2015 für die Foto- und Imagingbranche veröffentlicht. Die ließen erwartungsgemäß zu wünschen übrig. Demnach war die Entwicklung des deutschen Foto- und Imaging-Marktes in den meisten Segmenten von deutlichen Absatzeinbrüchen gekennzeichnet. Die Einbrüche fanden sowohl hinsichtlich der Stückzahlen, als auch in Bezug auf den Gesamtwert der verkauften Produkte statt. Deutliche Zuwächse gab es allein bei den Action Cams und in geringerem Umfang bei den Fotobüchern. Ein erkennbares Wachstum zeigte sich bei den Smartphones. Beim Fotozubehör war der Absatz weitgehend stagnierend.

Foto- und Imagingmarkt – Marktzahlen 2015 (21 Bilder)

(Bild: Photoindustrie-Verband)

Der Absatzeinbruch im Fotomarkt ist keine Entwicklung, die erst im im Jahr 2015 feststellbar war. Dabei sollte man jedoch nicht unberücksichtigt lassen, dass sich die Umsätze der Fotowirtschaft mit der Digitalisierung der Fotografie zuvor deutlich vergrößert hatten. Dass im Laufe der Zeit jeder, fast jeder, der sich für das Bildermachen interessiert, mindestens eine Digitalkamera gekauft hat und der Markt damit weitgehend gesättigt sein dürfte, gehört zu den Kernproblemen der Fotowirtschaft. Es ist ihr in den letzten Jahre nur selten gelungen, neue Produkte auf den Markt zu bringen, die bei einer größeren Zahl von Kunden einen Kaufwunsch auslösen hätte können.

Dazu kam die Integration von Kameramodulen in Smartphones, die es dem Nutzer erlaubte, seine Bilder auf dem schnellsten Wege zu Teilen und im Netz zu platzieren. Viele Anwender fühlen sich damit hinsichtlich ihrer fotografischen Grundausstattung ausreichend bedient. Die bekannten Kameramarken konnten in Deutschland im Bereich der Smartphones bislang nicht wirklich Fuß fassen. Ob sich diese Entwicklung in 2016 grundlegend ändert, bleibt abzuwarten. Die Tatsache, dass Telekom-Anbieter jetzt mit einem kostenlosen neuen Smartphone pro Jahr locken, wird diese Hoffnung kaum fördern.

Auch bei den Action Cams, dem Bereich, der sich von 2011 bis 2015 nach Stückzahlen verzwanzigfacht und der hinsichtlich des Umsatzes auf den 17-fachen Wert erhöht hat, haben sich sowohl die einschlägigen Kamerahersteller, als auch der Fotohandel erst engagiert, als der Kuchen schon weitgehend verteilt war. So hatte der deutsche Fotohandel ursprünglich die Action Cams von GoPro gar nicht im Blick und wer sich für diese Kameras interessierte, fand sie zumeist im Sportfachhandel. Da wurden Skater und Skifahrer auf diese Kameras aufmerksam. Die Action Cams wurden hip und jeder Sportler musste eine haben. Dass der Spaß ohne Bildstabilisator auf Dauer eher begrenzt ist und viele Action Cams daher schnell wieder auf die Seite gelegt werden, dürfte dafür sorgen, dass die Spitze der Absatzentwicklung bald erreicht wird, wenn sie nicht schon überschritten ist. Zudem drängen Billiganbieter in dieses Marktsegment.

Konnte der Fotohandel zu analogen Zeiten seine Kunden mehr oder weniger regelmäßig für den Kauf neuer Filme in seine Verkaufsräume locken, ist mit der Digitalisierung neben dem entsprechenden Umsatz auch Besuchsfrequenz der Kunden weggebrochen. War der Kunde im Laden, konnte man ihn in der Vergangenheit durchaus für den Kauf neuer Produkte motivieren. Die Fotobücher, deren Absatz in 2015 noch gesteigert werden konnte, kann da auch nur bedingt helfen, kann man diese inzwischen auch vom heimischen Schreibtisch aus zusammen- und bestellen.

Wenn die Fotoindustrie jetzt Hoffnungen auf neue Anwendungen in den Bereichen Automotive, Wearables, Sicherheit, Industrie-Anwendungen, Wissenschaft und Medizin setzt, mag sich dies für den ein oder anderen Hersteller als mögliche Überlebenschance herausstellen, ist aber schon seit Jahren ziemlich dicht mit Anbietern besetzt, die den Sprung von der bildmäßigen Fotografie in den Bereich Machine Vision schon vor Jahren umgesetzt haben.

Bei Kompakt- und Spiegelreflexkameras hat offensichtlich auch der PIV kaum noch Hoffnungen, dass die Rückgänge in 2016 gestoppt werden können. Ob der Trend zu höherwertigen Kameras mehr ist, als die Folge der Wechselkursschwankungen, ist derzeit noch offen. Und für die kompakten Systemkameras gibt es mehr Hoffnung als belegbaren Trend. Bei den Sofortbildkameras beschränkt sich der Markterfolg mit Fujifilm auf einen einzigen Marktteilnehmer.

Da der eingesessenen Fotowirtschaft ganz offensichtlich die Ideen ausgegangen sind, hofft man, dass sich neue Entwickler und Hersteller finden, die in nächster Zukunft für eine Marktbelebung sorgen. Ob und was der nächste und rettende Trend sein könnte, scheint jedoch in den Sternen zu stehen.

[Update Fr. 11. Mrz, 16:30: Der Artikel wurde um eine Einschätzung ergänzt] (keh)