Amnesty International: Anti-Zensur-Banner für Adblock-Nutzer

Mit einer ungewöhnlichen Werbe-Aktion macht die Menschenrechtsorganisation auf den Welttag gegen Internetzensur aufmerksam. Millionen Adblock-Nutzer werden statt Werbung Botschaften von Ai Weiwei, Edward Snowden und Pussy Riot sehen.

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Amnesty International: Anti-Zensur-Banner für Adblock-Nutzer

(Bild: Amnesty International)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Für den Welttag gegen Internetzensur am 12. März hat die Bürgerrechtsorganisation Amnesty International Botschaften des NSA-Whistleblowers Edward Snowden, des chinesischen Künstlers Ai Weiwei und der russischen Band Pussy Riot eingesammelt. Diese Botschaften sollen am Samstag bei den 50 Millionen Nutzern des Werbeblockers "Adblock" anstelle der blockierten Werbung angezeigt werden – Zustimmung vorausgesetzt.

Mit der Aktion will Amnesty darauf aufmerksam machen, dass derzeit 38 Prozent der Menschen nur eingeschränkt Informationen im Internet zugreifen können. Neben dem Sperren von Websites gehen immer mehr Regierungen gegen Internetaktivisten vor. Im Jahr 2015 dokumentierte Amnesty International in über 16 Ländern Inhaftierungen wegen Meinungsäußerungen im Internet.

Insbesondere die Zensur der nordkoreanischen Staates wird angeprangert, aber auch Eingriffe westlicher Regierungen in die Online-Freiheit. So haben alleine im vergangenen Jahr Dänemark, Finnland, Frankreich, die Niederlande, Pakistan, Polen und die Schweiz neue Gesetze zur Ausweitung der Online-Überwachung vorgestellt, wie Amnesty International berichtet.

Gabriel Cubbage, Chef des Unternehmens hinter Adblock, begründet die Aktion mit dem notwendigen Dialog über die Privatsphäre im Internet. "Wenn man Online-Inhalte filtert, ist man - egal ob man will oder nicht - auch im Meinungsfreiheits-Geschäft", schreibt Cubbage. Die Hersteller von Werbeblockern seien eher aus Zufall in eine Position gekommen, indem sie über Privatsphäre und Zugang zu Informationen entscheiden. Nun sei eine Diskussion mit den Nutzern notwendig um zu entscheiden, welche Inhalte wirklich ausgeblendet werden sollten. Vertreter der Werbebranche werfen den Herstellern von Werbeblockern immer wieder vor, Inhalte unrechtmäßig zu zensieren.

Adblock war im vergangenen Jahr der "Acceptable Ads"-Initiative des Herstellers von Adblock Plus beigetreten und erwirtschaftet nun Gewinne damit, bestimmte Werbungen passieren zu lassen. Um dieses umstrittene Geschäftsmodell auf neue Beine zu stellen, soll noch in diesem Jahr ein Gremium auf die Beine gestellt werden, das Regeln für Adblocker und ihre Whitelists festlegt.

Die Idee Banner auszutauschen, ist nicht neu. So hat die Biermarke Astra bereits vor zwei Jahren eine Adblocker-Version vertrieben, die jede gefundene Werbung mit eigenen Bannern ersetzt. Der ehemalige Mozilla-Chef Brendan Eich will mit seinem neuen Adblocking-Browser "Brave" sogar einen Schritt weitergehen und die durch das Blockieren herkömmlicher Werbung frei gewordenen Werbeplätze neu vermarkten und die Nutzer an den Gewinnen beteiligen. (axk)