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5-GHz-WLAN: AVM stellt sich gegen Begehrlichkeiten der Mobilfunkbranche

Zum CeBIT-Start bezieht das Unternehmen eindeutig Stellung gegen die Ausweitungspläne und stellt die Gretchenfrage, ob die Mobilfunkbranche lediglich Lizenzgebühren sparen wolle – denn sie habe ja genügend LTE-Frequenzbänder.

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AVM verteidigt 5-GHz-Band gegen Mobilfunkbegehrlichkeiten
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Anlässlich des CeBIT-Messestarts kritisiert der Netzwerkausrüster AVM die Pläne der Mobilfunkindustrie, die lizenzfreien Bereiche des 5-GHz-Bands zusätzlich zu seinen bereits angestammten Mobilfunkbändern zu verwenden. Aktuelle WLAN-Geräte nutzen zur Datenübertragung Frequenzen im 2,4- und 5-GHz-Band. Das 2,4-GHz-Band ist bereits vielerorts überlaufen. Die Mobilfunkindustrie stößt jedoch wegen steigender Nutzerzahlen immer wieder an Kapazitätsgrenzen und sucht unablässig nach neuen Frequenzen. Eine Möglichkeit, die Kapazitäten zu erhöhen, sieht sie in lizenzfreien Bereichen des 5-GHz-Bands, die bisher hauptsächlich WLAN-Geräte nutzen. Die dafür ausgelegte neue LTE-LAA-Technik (Licensed-Assisted Access) würde 5-GHz-Frequenzen für einen zusätzlichen Downlink parallel zu üblichen LTE-Frequenzen nutzen.

Geschäftsführer Johannes Nill erklärt: "Wir machen uns erheblich Sorgen, dass das WLAN dabei zum Verlierer wird". Das Thema werde "bisher nur in der Industrie gespielt, viele Verbraucher haben das noch nicht mitbekommen", führt Nill fort. Zur WLAN-Technik gibt es derzeit keinen drahtlosen Ersatz. AVM führt ins Feld, dass 65 Prozent der Haushalte bei der Breitbandkommunikation auf WLAN setzen und rund die Hälfte des WLAN-Verkehrs auf Internet-Daten entfalle. Bei Mitnutzung des 5-GHz-Bands durch LTE-Basisstationen seien jedoch Beeinträchtigungen zwangsläufig.

Und während für WLAN vorerst keine weiteren Bänder in Sicht sind, könne der Mobilfunk bereits jetzt eine Vielzahl anderer Frequenzbänder exklusiv nutzen und das auch künftig tun. Nill stellt die Gretchenfrage: "Wollen die Mobilfunker nur Lizenzgebühren sparen?". Zwar bescheinige sich die Telekom zusammen mit dem Chip-Hersteller Qualcomm gute Ergebnisse in Feldversuchen mit LTE-LAA, aber die Messungen seien nicht nachprüfbar, da die Telekom die Rahmenbedingungen nicht nennt. Auch seien WLAN-Hersteller offenbar nicht beim Nürnberger Labortest dabeigewesen.

Zwar könne Jedermann lizenzfreie Funkbänder frei nutzen, meint Nill abschließend, aber die Situation sei vergleichbar mit öffentlichen Gehwegen und kommerziellen Interessen – zwar könnten Fußgänger Gehwege frei nutzen, es könne aber nicht jede Kneipe Tische nach draußen stellen, sondern müsse sich an Regeln halten. Deshalb wünscht sich AVM nun ein Eingreifen der Politik.

In Deutschland haben im vergangenen Jahr Telefónica, Telekom und Vodafone unter anderem zusätzliche Spektren im 700- und 1500-MHz-Band ersteigert und dafür zusammen rund 5 Milliarden Euro ausgegeben. Die ITU hat im Rahmen der jüngsten World Radio Conference weitere rund 400 Megahertz zusätzliches Spektrum für den Mobilfunk vorgesehen. Es wird freilich noch einige Zeit dauern, bis diese Spektren dem Mobilfunk zur Verfügung stehen. Die Nutzungsrechte werden dann vermutlich wie üblich nur über Auktionen erhältlich werden. (dz)