RSCoin: Das Kryptogeld für die britische Zentralbank

Bitcoin ist ein dezentrales Geld, das ohne Banken und Zentralbanken auskommt. Zwei Forscher haben ein Kryptogeld entworfen, das aufs genaue Gegenteil setzt.

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Bitcoin zwischen Euromünzen

(Bild: dpa, Jens Kalaene/Archiv)

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Die britische Zentralbank hat zwei Forscher zur Entwicklung eines Kryptogeldsystems angeregt, das von einer zentralen Instanz kontrolliert werden kann. Der RSCoin genannte Entwurf orientiert sich zwar am Bitcoin, markante Eigenschaften des Vorbilds wie die begrenzte Geldmenge und das per Proof of Work verteilte Recht auf Einträge ins Kassenbuch der Blockchain fehlen aber.

Stattdessen hätte eben die Zentralbank das Recht, die digitale Geldmenge auf ihre Regulierungsziele anzupassen. Anstelle des dezentralen Wettbewerbs beim Mining kann die Zentralbank mit ihren kryptographischen Schlüsseln weiteren Parteien – naheliegenderweise Geschäftsbanken – das Recht auf Verarbeitung von Transaktionen in der gemeinsamen Blockchain erteilen. Das System solle auch deutlich mehr Transaktionen als der Bitcoin verarbeiten können: Die Forscher sehen einen Wert um die 2000 Transaktionen pro Sekunde als möglich, beim Bitcoin liegt dies aktuell bei 7 pro Sekunde.

Ebenso wie beim Bitcoin soll auch beim RSCoin die Blockchain dezentral verteilt werden und zumindest für Teilnehmer des Netzwerks einsehbar sein. Zugleich sieht der Entwurf für den Zentralbank-Coin aber auch eine Pseudonymität der Nutzer vor, die sich wie beim Bitcoin beliebig viele Adressen generieren können. Die Forscher regen in ihrem Papier die Integration weiterer Privatsphären-freundlicher Ansätze an. Eine tatsächliche Implementierung durch die Zentralbank könnte ebenso aber auch den gegenteiligen Weg gehen und damit für gläserne Nutzer sorgen.

Bislang ist aber auch nur ein möglicher Rahmen abgesteckt, das System wurde im kleinen Stil mit Rechenkapazität auf Amazons Elastic Cloud getestet. Derzeit liefen Gespräche zwischen Zentralbank und Forschern. Bei einer positiven Entscheidung der Zentralbanker könne man binnen 18 Monaten ein nationales Pilotprojekt auf die Beine stellen, verspricht George Danezis, einer der Forscher, gegenüber dem Telegraph.

Ben Broadbent, der für Geldpolitik zuständige Vizegouverneur der britischen Zentralbank, hatte sich erst kürzlich in einer Rede sehr interessiert an Blockchain-Technologie gezeigt. Ebenfalls hatte auch ein britisches Expertengremium in einem Bericht angeregt, dass die Regierung des Landes mit Blockchain-Diensten etwa für die Ausgabe von Sozialleistungen experimentieren solle.

[UPDATE, 15.03.2015, 20:45]

Eine inkorrekte Angabe bei der Zahl der Transaktionen pro Sekunde im Bitcoinsystem wurde berichtigt. (axk)