Apple-Chef: "Wir leben im Goldenen Zeitalter der Überwachung"

Dass die iOS-Verschlüsselung Terroristen ermögliche, im Geheimen zu agieren, hält Apple-Chef Tim Cook für "Quatsch". Jeder hinterlasse unzählige Datenspuren. Die Forderung des FBI nach einer Hintertür sei "verrückt" – kein anderes Land habe dies verlangt.

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Tim Cook

(Bild: dpa, Shawn Thew)

Lesezeit: 2 Min.

Die USA sind das einzige Land auf der Welt, das von Apple die Entwicklung einer Software fordert, die iOS-Schutzfunktionen rund um die Code-Sperre außer Kraft setzt. Das zumindest behauptet Apple-Chef Tim Cook in einem Interview mit dem Magazin Time. Das schockiere ihn, schließlich sollten die Vereinigten Staaten ein "Leuchtturm der Bürgerrechte" sein.

Das US-Justizministerium hatte Apple in dem Streit zuvor vorgehalten, China "spezielle Zugeständnisse" zum Datenzugriff einzuräumen. Dieser Vorwurf sei falsch, erklärte der Konzern zuletzt in Gerichtsunterlagen – Apple nutze auf der ganzen Welt die selben Sicherheitsprotokolle und folge den selben Standards bei der Beantwortung der Anfragen von Strafverfolgungsbehörden.

Dass die US-Bundespolizei Apple mit einem über zweihundert Jahre alten Gesetz dazu zwingen will, dieses Software-Tools zu erstellen, bezeichnete Cook als "verrückt" und einfach "nicht richtig".

Apple vs. FBI: Streit über iPhone-Entsperrung

Der Streit werde jetzt vor Gericht ausgetragen, die schwerwiegenden Fragen rund um Verschlüsselung und Hintertüren müsse letztlich aber der US-Kongress entscheiden. Nur dieser habe das Recht, ein Gesetz zu erlassen, das "Verschlüsselung verbietet, einschränkt oder Hintertüren erzwingt", erklärt der Apple-Chef. Ein derartiges Gesetz gibt es derzeit nach Apples Ansicht nicht – und Cook glaubt auch nicht, dass es dazu kommen wird.

In dem Interview stellte sich Cook auch dem Vorwurf, die iPhone-Verschlüsselung erlaube Terroristen, im Geheimen zu agieren ("going dark"). Dies sei "Quatsch". Nie habe es mehr Informationen über jede Person gegeben als heute. "Die Wahrheit ist, dass wir im Goldenen Zeitalter der Überwachung leben". Daran ändere sich auch nichts, wenn Nutzer verschlüsselte Textnachrichten austauschen.

Die Verschlüsselung sei entscheidend zum Schutz persönlicher Daten aller Nutzer, betonte Cook erneut. Terroristen könnten schließlich auch problemlos auf Verschlüsselungstechniken aus anderen Ländern ausweichen, wenn die US-Regierung heimischen Unternehmen wie Apple, Google und Facebook verbieten sollte, Verschlüsselung einzusetzen. "Verschlüsselung ist überall".

Deshalb werde Apple den "guten Kampf" mit der US-Regierung kämpfen – nicht nur für die eigenen Kunden, sondern "für das Land", erklärte Cook. Der Konzern sei nun in die "bizarre Situation" geraten, die Bürgerrechte des Landes gegen die Regierung verteidigen zu müssen. (lbe)