Model, Surrealistin, Kriegsreporterin – Lee Miller in Berlin

Sie ist die Frau in Hitlers Badewanne. Das Foto von Kriegsfotografin Lee Miller in der Münchner Privatwohnung des Diktators wurde berühmt. In Berlin ist Millers Werk zu sehen – von Mode- bis zu Kriegsbildern.

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Model, Surrealistin, Kriegsreporterin - Lee Miller in Berlin

(Bild: © The Artists Estate. Supplied courtesy of The Roland Penrose Collection England 2016. All rights reserved. www.rolandpenrose.co.uk)

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Von
  • dpa

Ihre Fotos aus den gerade befreiten Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald gingen um die Welt. Sich selbst ließ die amerikanische Fotografin Lee Miller (1907-1977) am 30. April 1945 in der Münchner Privatwohnung von Adolf Hitler in der Badewanne des Diktators ablichten. Miller war Muse und Partnerin des Surrealisten Man Ray und gilt als Pionierin der Kunstfotografie. 1942 ließ sie sich als Kriegskorrespondentin akkreditieren – und fotografierte die Kriegsgräuel, die Nazi-Täter und ihre Opfer.

Die Ausstellung "Lee Miller – Fotografien" zeichnet im Berliner Martin-Gropius-Bau jetzt mit 100 ausgewählten Aufnahmen Millers Lebensstationen von New York, Paris und Ägypten bis nach Deutschland nach. Erst nach Millers Tod hatte ihre Familie 1997 auf dem Dachboden des Hauses 60.000 Negative entdeckt.

Über ihre Zeit als Kriegsreporterin habe sie nie mit ihm gesprochen, erzählte Millers Sohn Antony Penrose am Freitag in Berlin. Erst mit dem Fund der Fotos habe er die Identität seiner Mutter entdeckt, die er nicht kannte. Miller selbst habe ihrem Werk keine große Bedeutung beigemessen. "Lee Miller mochte es nicht, sich selbst zu definieren." Nach dem Krieg geriet die Fotografin in eine Krise. "Sie hatte danach das Gefühl, nichts Relevantes mehr sagen zu können", schildert Ausstellungskurator Walter Moser.

Miller kam vom Modeln zum Fotografieren, wie ihr Sohn sagt. Zu sehen sind in Berlin kleinformatige, quadratische Arbeiten der Künstlerin aus den Jahren 1929 bis 1945. An der Seite von Man Ray, mit dem sie auch privat liiert war, entstanden Aktbilder und surrealistische Kompositionen. 1934 ging Miller mit ihrem ersten Ehemann Aziz Eloui Bey nach Ägypten. Sie fotografierte Landschaften und Menschen. Ab 1940 arbeitete Miller für die Modezeitschrift Vogue, für die später auch die Kriegsfotos entstanden.

  • Die Ausstellung läuft vom 19. März bis 12. Juni 2016
  • Öffnungszeiten: MI bis Mo 10:00–19:00, Di geschlossen
  • Eintritt: € 7 / ermäßigt € 5, Eintritt frei bis 16 Jahre, Gruppenermäßigung s. Webseite

(keh)