Fünf Jahre nach Fukushima: Was außer der Strahlung bleibt

Beim GAU in der Kernkraftanlage Fukushima Daiichi im März 2011 wurde nicht nur die Umgebung verseucht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Richard Martin

Die Atomkatastrophe von Fukushima, die am 11. März 2011 begann, entwurzelte Tausende Japaner, warf die weltweite Nuklearindustrie ein Jahrzehnt zurück und sorgte für einen Run auf Jodtabletten, die Schilddrüsenkrebs verhindern helfen sollen.

Direkte Tote durch den radioaktiven Fallout soll es dagegen nicht gegeben haben – zumindest behauptet das die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA in ihrem sechsbändigen offiziellen Bericht, der im vergangenen August erschien.

Dennoch starben 1600 Menschen bei der Evakuierung der Region um das Kraftwerk, viele davon alte und gebrechliche Krankenhauspatienten und Bewohner von Altenheimen. Die Rettungsmaßnahmen verliefen anfangs tödlicher als der Atomunfall selbst.

Ein neuer Bericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace, der in diesem Monat veröffentlicht wurde, ist gegenüber den Kraftwerksbetreibern deutlich härter: In "Nukleare Wunden: Das bleibende Erbe von Tschernobyl und Fukushima" heißt es, die gesundheitlichen Konsequenzen beider Atomkatastrophen seien beträchtlich. Neben der direkten Gefahr durch die nukleare Verseuchung werden psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sowie das posttraumatische Stresssyndrom genannt. Angst und Panik sowie der Verlust von Heimat und Lebensgrundlage werden erwähnt.

Die Anzahl diagnostizierter Fälle von Schilddrüsenkrebs nahm zudem signifikant zu. Einer der Gründe dafür kann aber auch die deutlich gestiegene Zahl von Untersuchungen gewesen sein. H. Gilbert Welch, Professor für Medizin am Dartmouth Institute for Health Policy and Clinical Practice, meint, die höhere Screening-Rate habe zu einer "Diagnoseepidemie" geführt.

Ein bleibender Effekt der Fukushima-Katastrophe ist auch ein Wandel in Japans Energiepolitik. Nach dem Unglück wurden zunächst alle Kernkraftwerke abgeschaltet. Premierminister Shinzo Abe hat zwar angekündigt, einen Teil der Infrastruktur wieder anzufahren, doch die öffentliche Meinung ist dagegen, Proteste machen sich breit.

Entsprechend plant das Land als Alternative den Bau von bis zu 17 neuen Kohlekraftwerken, die dafür sorgen könnten, dass die Klimaziele Japans, die beim Gipfel in Paris festgezurrt wurden, in weite Ferne rücken. Auf eine Energiewende mit Sonnenstrom und Windkraft setzt das Land nämlich nur schleppend. Entsprechend sorgen die abgeschalteten Kernkraftwerke für einen höheren CO2-Ausstoß. (bsc)