Ford GT40, Le Mans und Carroll Shelby

American Overstatement

Wenn sich drei Geschichten zu einer Legende verweben. Carroll Shelby, Le Mans und der Ford MK 40 – das Triptychon des Detroiter Motorsporterbes. Nach einer Demütigung durch Ferrari holte Ford zu einem gewaltigen Gegenschlag aus

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(Bild: Ford)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn
Inhaltsverzeichnis

München, 22. März 2016 – Aller Anfang ist eine Garage in Las Vegas, die einem Schlitzohr gehörte, das mit der Wahrheit so viel anzufangen wusste wie ein Nashorn mit Ballettschuhen – Carroll Shelby. Es ist 1964 und der Mann ist eine amerikanische Motorsportlegende. Dahinter stecken ein Dutzend Geschichten, Mythen und Legenden, die allesamt einen eigenen Roman Wert wären. Die wichtigste geht so: 1953 fuhr Shelby in einem Austin Healey auf der Carrera Pan Americana Mexico mit. Er raste in einen Lkw, überschlug sich und blieb verletzt liegen. Sein Arm war zertrümmert. Indianer fanden und pflegten ihn, bis die Rettungskräfte eintrafen.

Hemdsärmelig statt arrogant

Schon damals hatte Shelby eine riesige Fangemeinde. Er hatte ein gewinnendes Lächeln, eine Tolle, wie sie nur noch Superman und Elvis tragen sollten und eine Siegermentalität, die hemdsärmelig statt arrogant rüberkam. Die Fans waren enttäuscht. Denn nur wenige Monate nach seinem Unfall fand das Zwölfstundenrennen von Sebring statt. Es war unmöglich, dass er mit diesem Arm daran teilnehmen konnte. Doch er erschien, improvisierte sich eine Plastikschiene, tapte seine Hand am Lenkrad fest und holte den Siegerpokal nach Hause. Naja, fast zumindest. Denn eigentlich hatten er und sein Partner Phil Hill eine ganze Runde Rückstand auf Mike Hawthorne und Phil Walters auf Jaguar. Das merkte die Rennleitung aber erst eine Woche später. Eine Legende war geboren.

Trickreich

Anschließend nutzte Shelby seine Erfahrung um Sportwagen zu bauen. Die Cobra. Er ging zu General Motors, um Motoren zu kaufen. Die Marke wollte aber keinen Corvette-Killer unterstützen und verweigerte die Herausgabe. Anschließend ging Shelby zu Austin Healey, um eine Karosserie zu bekommen. Die verweigerten ebenfalls das Geschäft, aus Angst vor Konkurrenz. Jetzt brach sich sein inneres Schlitzohr Bahn. Shelby ging zu Ford und erzählte, dass er ein phantastisches Chassis hätte, aber noch einen Motor bräuchte. Anschließend griff er bei AC Cars der Wahrheit voraus, indem er sagte, er habe einen tollen Motor, brauche aber noch eine Karosserie. Es funktionierte. Er bekam beides. Den Namen „Cobra“ klaute er einfach von einem kleineren Autohändler, dem er die Rechte später für einen Dollar abkaufte, als der mit einer Klage drohte. Die bereits erwähnte Werkstatt in Vegas gehörte vorher Lance Reventlo, dessen Woolworth-Erbe in der heißen Sonne dahin schmolz beim Versuch, die Marke „Scarab“ zum Laufen zu bringen.