Dumme Displays statt smarte TVs

Vizio will in den USA dumme TVs mit Chromecast-Anbindung auf den Markt bringen. Innovative Idee? Nicht wirklich! Alternativ tut's auch jedes Billig-TV und ein Chromecast-Puck.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 158 Kommentare lesen
Vizio Google Cast
Lesezeit: 3 Min.

Der in den USA führende TV-Hersteller Vizio hat Fernseher ins Programm genommen, die keine üblichen Smart-Funktionen mehr besitzen. Stattdessen sollen die Geräte Google Cast unterstützen und darüber die Verbindung des TVs ins Internet herstellen.

Per Google Cast lassen sich dann Videos aus der Cloud streamen und das TV vom Smartphone oder Tablet über Cast-fähige Apps mit Videoinhalten beschicken. Den SmartCast-genannten Flachbildfernsehern soll keine ausgewachsene Fernbedienung mehr beiliegen. Sie werden stattdessen über das per WLAN verbundene Mobilgerät ferngesteuert; ein 6-Zoll-Tablett mit vorinstallierter SmartCast-App will Vizio seinen Geräten mit in den Karton legen. Eine ähnliche Strategie ohne echte Fernbedienung verfolgt auch Samsung bei einigen neuen Smart-TVs.

Ein kleines 6-Zoll-Tablet liefert Vizion zu seinen ChromCast-TVs dazu.

(Bild: Vizio)

Das Mobilgerät sendet per Google Cast nur Steuerbefehle, die Inhalte holt der eingebaute Chromecast selbstständig aus der Cloud. Deshalb saugt er den Akku des Mobilgeräts beim Streamen nicht leer und arbeitet auch weiter, wenn das Smartphone oder Tablet aus dem WLAN-Bereich entfernt wurde.

Videos lassen sich per Chromecast allerdings höchstens in Full HD abspielen, 4K-TVs unter den Chromecast-Geräten von Vizio werden deshalb beim Streamen nicht von ihrer hohen Auflösung profitieren.

Solche "dummen" TV-Displays, wie sie Vizio ins Programm nehmen will, wünschen sich viele Zuschauer hierzulande schon lange. Allerdings lässt sich derselbe Effekt bereits jetzt mit jedem beliebigen Smart-TV erzielen. Dafür muss man im Menü nur sämtliche smarten Funktionen deaktivieren – es genügt normalerweise, die AGBs bei der Installation abzulehnen –, und einen Chromecast-Puck für 100 Euro mit dem TV verbinden (c't hat die Chromecast-Geräte der zweiten Generation 2015 getestet).

Deshalb sind Vizios ChromeCast-TVs nur interessant, wenn sie deutlich günstiger sind als sehr preiswerte Smart-TVs – deren smarte Funktionen können ja ruhig grottenschlecht und superlangsam sein, da man sie ohnehin nicht nutzt. Die 4K-Geräte aus der P-Serie, die als erste Vizios SmartCast unterstützen, kosten allerdings 1000 US-Dollar (50 Zoll) respektive 1300 Dollar (55 Zoll) – zugleich hat der Hersteller einen 55-zölligen 4K-Fernseher für 700 US-Dollar im Angebot.

Vizio ist übrigens auf dem deutschen Markt bislang nicht vertreten. Stattdessen ist die Firma vor allem in den USA präsent. Grund: Es gibt in Europa unterschiedliche TV-Standards, unterschiedliche Cloud-Dienste und nicht zu vergessen unterschiedliche Sprachen. Die nötige Anpassung eines TV-Geräts für den europäischen Markt ist für Billiganbieter wie Vizio deshalb sehr unattraktiv weil viel zu teuer.

(uk)