Stehen oder sitzen, das ist nicht die Frage

Eine neue Studie macht zwar das exzessive Sitzen bei Büro-Jobs immer noch nicht gesünder als das Arbeiten an Stehtischen. Doch wie so oft liegt die Entschärfung des Problems in einem Mittelweg.

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"Sitzen ist das neue Rauchen" ist eine der Devisen, die bei neuen Bürokonzepten berücksichtigt werden. Dementsprechend werden gern Steh-Schreibtische integriert, um die Zeit des Sitzens der Mitarbeiter zu verringern. Denn der sitzende Büro-Arbeiter lebt gefährlich: die Krankheitsrisiken von Adipositas, Diabetes und Herzerkrankungen steigen. Und nicht zuletzt verringert sich die Lebenserwartung. Das alles tippe ich, während ich am Schreibtisch sitze.

Doch laut einer neuen Meta-Studie scheinen auch die Steh-Schreibtische nicht das Allheilmittel zu sein, um den gesundheitlichen Gefahren vorzubeugen. Die Cochrane Library, ein Informationsportal, das sich an Ärzte, Patienten und Wissenschaftler wendet, hat 20 Studien unter die Lupe genommen, die sich mit den Effekten und der Wirksamkeit von Steh-Arbeitsplätzen und anderen Methoden auseinander setzen, die die Sitzzeit verringern sollen. Studienleiter, Nipun Shrestha, kommt zu dem Ergebnis, dass es unklar ist, wie groß der Einfluss von Stehtischen ist, die Sitzzeit zu reduzieren. Jos Verbeek, Co-Autor der Studie, betont, dass es schlichtweg keine qualitative Datengrundlage gibt, um festzustellen, ob die Arbeitszeit im Stehen die Schäden, die das Sitzen verursacht, wieder ausgleichen kann. Untersucht hatte das Team Studien mit insgesamt 2.174 Teilnehmern aus den USA, Großbritannien und Europa.

Die Studie lässt zwar das Sitzen immer noch nicht gesünder "dastehen". Doch deutet sich in ihr eine naheliegende Entschärfung des Problems an. So bestätigt etwa der Arbeitswissenschaftler Lars Adolphs im Interview mit Dradiowissen, dass es vor allem der Mangel an Bewegung ist, der auf die Gesundheit schlägt. Einseitige Belastung – egal, ob durch exzessives Sitzen oder Stehen – wirkt sich zweifellos schlecht auf den Körper aus. Stundenlanges Stehen geht auf die Gelenke und die Lendenwirbelsäule, genauso wie das Sitzen in einer Haltung etwa schädlich für Nacken, Schultern und ebenso die Wirbelsäule ist.

Logisch ist daher: Gerade die Mischung macht's. Warum nicht mal nach der einstündigen Konferenz ein Telefonat im Stehen erledigen und dabei vielleicht im Zimmer auf- und abgehen? Öfter mal den Fahrstuhl nehmen und auch beim Sitzen häufig die Position wechseln. Denn immer aufrecht vor dem Computer sitzen, ist auch keine Lösung. Das alles mag banal klingen, und doch sollte man sich mal ehrlich fragen, ob man das im Trott des Büroalltags tatsächlich so ausführt. Ich für meinen Teil gelobe Besserung und werde jetzt mal eine Runde zum Kaffee- …. ehm … Tee-Automaten machen. (jle)