"Moderner Klassiker": Webbrowser Vivaldi 1.0 ist fertig

Der auf Chromium aufsetzende Browser des ehemaligen Opera-Gründers wendet sich an Vielsurfer – und gegen den Trend.

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Browser Vivaldi 1.0 ist fertig

Vivaldi 1.0 mit gruppierten Tabs, Chrome-Erweiterungen und Google Calendar als Web-Panel

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Herbert Braun
Inhaltsverzeichnis

Der Webbrowser Vivaldi steht in einer stabilen Version zum Download bereit. Das gleichnamige isländische Unternehmen veröffentlichte Vivaldi 1.0 für Windows (auch in einer experimentellen 64-Bit-Version), Mac OS X und Linux (Debian- oder RPM in 32 oder 64 Bit) gut 15 Monate nach der ersten öffentlichen Vorschau-Version.

Vivaldi kombiniert einen Chromium-Unterbau mit einer eigenständigen Bedienoberfläche. Diese tritt dem Trend zum minimalistischen GUI entgegen und will versierte Webnutzer und Vielsurfer ansprechen, die eine umfangreiche Ausstattung an Features benötigen. Vivaldi-Gründer Jon von Tetzchner knüpft damit an seine Arbeit bei Opera an, das er ebenfalls mitgegründet und lange Jahre geleitet hat.

Tatsächlich finden sich manche der Funktionen in Vivaldi wieder, die charakteristisch für Opera bis Version 12 waren – nicht ohne Grund vermarktet sich Vivaldi als "ein Browser für unsere Freunde" und neuerdings als "Modern Classic". Eine Panel-Leiste, die per Default mit F4 erscheint, erlaubt den Zugriff auf Lesezeichen, Download-Manager und auf eine Notiz-Funktion; außerdem lassen sich häufig benutzte Seiten als Web-Panels speichern.

Vielsurfer können Tabs in der Tab-Leiste gruppieren oder in Kacheln anordnen. Auf Wunsch zeigt Vivaldi den Inhalt eines Tabs beim Überfahren mit der Maus oder dauerhaft durch Aufziehen der Tab-Leiste – Opera-Veteranen werden das kennen.

Ein privater Modus fehlt ebenso wenig wie die die einst von Opera erfundene Schnellwahl; diese erlaubt auch den Zugriff auf ganze Ordner. Browser-Sitzungen lassen sich speichern. Ein markanter visueller Gag ist die Anpassung der Chrome-Farbe an die der jeweiligen Webseite. Da die gesamte Oberfläche auf Webtechniken fußt (sie arbeitet mit der JavaScript-Bibliothek React sowie mit Node.js), lässt sie sich skalieren.

Mausgesten sind von Haus aus an Bord. Tastaturliebhaber werden dagegen mehr Freude an der Kurzbefehl-Eingabe haben, die sich mit F2 öffnet; eine inkrementelle Suche macht darin die Browser-Befehle ebenso wie die Lesezeichen zugänglich. Das ergänzt die umfangreiche Liste von Tastaturkürzeln, die sich frei konfigurieren lassen.

Wie einst Opera integriert Vivaldi Suchkürzel – per Kontextmenü lassen sich beliebige Suchmaschinen mit einer Abkürzung speichern, auf die man per Adresseingabe sehr rasch zugreifen kann. Und wem der eingebaute Funktionsumfang nicht genügt, der kann ihn mit Chrome-Erweiterungen aufstocken.

An Plänen für weitere Versionen fehlt es nicht: Einen Mail-Client, der wie früher bei Opera im Panel Platz finden soll, hat Vivaldi schon vor längerer Zeit angekündigt; auch an einer Synchronisationsfunktion für Benutzerdaten würde bereits gearbeitet, erklärte von Tetzchner im Herbst; ein mobiler Browser stehe auf der To-Do-Liste – die allerdings ziemlich lang sei.

Das Ziel des isländischen Startups sei es, "dem Benutzer die Kontrolle zu geben", sagt von Tetzchner: "Wir haben keine Investoren, deren Agendas unseren Fortschritt diktieren. Es gibt keine Exit-Strategie und wir sind hier, um zu bleiben." (kbe)