Nationale Strategie: De Maizière will Wirtschaft besser gegen Cyberspionage schützen

Manchmal ist es eine komplexer Hackerangriff, manchmal fängt sich der Chef die Schadsoftware auch direkt von der Speisekarte seines Lieblingsrestaurants ein. Vielen Unternehmen fehlt noch das Bewusstsein der Gefahr. Das soll anders werden.

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Thomas de Maizière

(Bild: dpa, Hauke-Christian Dittrich)

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Von
  • dpa

Spionage, Sabotage, organisierte Kriminalität: Mit einer "nationalen Wirtschaftsschutzstrategie" sollen Unternehmen besser gegen Hacker und andere Angreifer vorgehen können. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stellte am Dienstag Eckpunkte der "Initiative Wirtschaftschutz" vor. Kern ist eine effektivere Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden und Wirtschaftsverbänden.

Ziel ist nicht zuletzt bessere Aufklärung. "Formen und Wegen der Wirtschaftsspionage sind keine Grenzen gesetzt", sagte de Maizière. Der Schaden für die deutsche Wirtschaft aus solchen Angriffen wird auf mindestens 50 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Besonders kleine und mittlere Unternehmen unterschätzten die Bedrohung, weniger als ein Drittel dieser Unternehmen hätten dafür ein Konzept.

"Sicherheit ist Chefsache", sagte der Minister. Nur 20 Prozent der Unternehmen holen sich bisher Hilfe durch Spezialisten, heißt es im "Leitfaden Wirtschaftsschutz". 50 Prozent aller Angriffe liefen über eigene Mitarbeiter, 60 Prozent erfolgen demnach aus dem Ausland. Bei mehr als 80 Prozent der deutschen Unternehmen würden Unterlagen abends nicht eingeschlossen. Bei 33 Prozent gingen Angriffe von Vertragspartnern aus.

Zur "Initiative Wirtschaftsschutz" gehören unter anderem die Verbände BDI und DIHK, das Bundeskriminalamt BKA und der Bundesnachrichtendienst BND sowie der Verfassungsschutz und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Herzstück der Initiative ist die Internetplattform www.wirtschaftsschutz.info, auf der Informationen für alle deutschen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.

BDI-Präsident Ulrich Grillo sagte bei der Präsentation, Cyber-Angriffe und andere Attacken hätten eine "neue, nie gekannte Qualität". Angreifer könnten Wettbewerber, aber auch ausländische Nachrichtendienste sein. Die organisierte Kriminalität operiere als "Dienstleister für die gesamten Tätergruppen".

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, hob die Gefahr durch Social Engineering hervor, mit denen zu leichtfertig umgegangen werde. Maaßen hatte auch ein Beispiel parat: So konnten sich Angreifer in eine Firma einhacken, weil sie die Online-Speisekarte eines italienischen Restaurants präparierten, das der Chef gerne besucht. Als er dann noch seinen privaten Rechner für dienstliche Zwecke nutzte, war es zu spät. (axk)