Supercomputer: Top500 und Green500 vereinigen sich

Die Green500-Liste der Supercomputer wird weiterhin getrennt geführt, nun aber als Bestandteil des Top500-Projekts.

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Supercomputer: Top500 und Green500 vereinigen sich.
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Miteinander geredet hat man schon diverse Zeit, nun werden die beiden Supercomputer-Listen Top500 und Green500 über ein gemeinsames Portal gepflegt. Die ISC Group, die alljährlich die ISC High Performance Conference in Deutschland veranstaltet, wird fortan die Web-Präsenz der Green500 hosten und unterhalten, mit einem offiziellen Launch zur ISC2016 Mitte Juni in Frankfurt.

Die einst von Prof. Dr Hans Meuer ins Leben gerufene Top500-Liste ist seit 1992 für die Performance-Rangfolge der Supercomputer mit Hilfe des Linpack-Benchmarks zuständig. Sie wird seitdem vom Top500-Team um Erich Strohmaier und Horst Simon vom Lawrence Berkeley National Laboratory und Jack Dongarra von der University of Tennessee, Knoxville gepflegt. Für den verstorbenen Prof. Meuer übernahm sein Sohn Martin Meuer von Prometeus diese Aufgabe.

Die Green500-Liste (die Website ist jetzt im Umbau) wurde 2005 von Dr. Wu-chun Feng und Dr. Kirk. W. Camaron von der Virginia Tech etabliert. Sie bezieht sich auf Systeme innerhalb der Top500-Liste, verwendet aber als Rangfolge deren Energieeffizienz. Problematisch war dabei die Methode der Energiemessung, die diversen Raum für "äußerst fragwürdige" Messungen offen ließ. Dr. David Rohr, der im Herbst 2014 den Lattice-CSC-Rechner am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung mit AMD-GPUs zum Energieweltmeister auf der Green500-Liste führte, berichtete über diverse Schlupflöcher und mögliche Tricksereien im c't-Artikel über energieeffiziente Supercomputer und trickreiche Messungen und neue Spezifikationen im vorigen Jahr.

Nun einigten sich Macher der beiden Listen darauf, dass die Green500 in das Top500-Projekt eingeht und zwar mit einer gemeinsamen, deutlich verbesserten Methodik der Energiemessung, die in Zusammenarbeit mit der Energy-Efficient High-Performance Computing Working Group (EE HPC) ausgearbeitet wurde. Beide Listen werden aber weiterhin getrennt geführt, was auch Sinn ergibt, denn so lassen sich die Systeme für die beiden Aufgabenbereiche unterschiedlich optimieren. So hatte der Leiter des Rechenzentrums der Universität Tokio, Prof. Satochi Matsuoka, beim Tsubame KFC gezeigt, dass energieeffizienteste Lauf bei 125 TFlops mit 4,5 GFlops/W stattfand, der schnellste kam auf über 150 TFlops bei 3,7 GFlops/W.

Fastest Run und greenest Run können sich deutlich unterscheiden, das zeigte Prof.Prof. Satochi Matsuoka von der Universität Tokio, in diesem Jahr auch Programmchef der ISC2016, schon vor drei Jahren

Um aber die vielen, noch nicht mit aufwendigen Energie-Monitoring versehenen Supercomputer nicht auszuschließen, wird es drei verschiedene Qualitätsstufen L1, L2 und L3 geben. Bei allen dreien muss aber mindestens über die gesamte Kernphase des Linpack gemessen werden – hier konnte man früher am meisten tricksen. L2 und L3 müssen darüber hinaus den gesamten Lauf samt Initialisierung und Abschluss messen und im Report aufführen.

Unterschiede zwischen den Leveln gibt es zudem noch in der Mindestzahl der Knoten, der Genauigkeit der Messinstrumente, der Anzahl der Samples und so weiter. Level 3 ist da sehr anspruchsvoll und verlangt eine Messung des gesamten Systems über den gesamten Zeitraum sowie die Verwendung von hochwertigen Vektorwattmetern, die von SPEC Power zertifiziert sind. Bisher war nur etwa eine Handvoll von Rechenzentren zu Level-3-Messungen in der Lage, darunter das Leibniz-Rechenzentrum in München/Garching für den SuperMUC und das schweizerische CSCS, das Europas schnellsten Supercomputer Piz Daint betreibt. (as)