US-Studie: Handystrahlung verursacht angeblich doch Krebs

Eine von der US-Regierung beauftragte Studie will eine Verbindung zwischen Handy-Strahlung und Krebs gefunden haben. Die mehrjährige Studie an Ratten könnte die Sichtweise auf die Gefahren des Mobilfunks grundlegend verändern.

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Handy am Ohr
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Von
  • Hannes A. Czerulla

Die Frage danach, ob Handy-Strahlung Krebs begünstigt oder gar verursacht ist auch Jahrzehnte nach dem ersten Handy ungeklärt. Nun soll eine über mehrere Jahre gelaufene Studie mit Ratten bewiesen haben, dass Mobilfunkstrahlung zumindest "geringe Einflüsse" auf zwei Arten von Tumoren hat. Betroffen waren aber nur männliche Tiere; die weiblichen Ratten wiesen lediglich eine leicht geringere Geburtenrate auf. Beauftragt hat die Studie das US National Toxicology Program (NTP) – eine Organisation unter dem Dach der US-Regierung.

Bei den Tumoren handelt es sich um Hirntumore der Art Gliom und Tumore am Herzen. Zwar seien die Einflüsse nur sehr gering, doch hätte laut der Studie auch ein geringer Einfluss der Mobilfunkstrahlung weitreichende Folgen für die öffentliche Gesundheit, da Mobilfunkgeräte mittlerweile weltweit von allen Altersgruppen genutzt werden.

Ein Sprecher des US-Gesundheitsinstituts NIH betonte gegenüber des Wall Street Journal, dass bisherige breit angelegte Studien am Menschen nur begrenzte Einflüsse des Mobilfunks auf Krebs beim Menschen nachgewiesen hätten. Die offizielle Meinung der US-Regierung lautet bis heute, dass der Großteil der wissenschaftlichen Erkenntnisse gegen gesundheitliche Risiken sprechen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellt Mobilfunkstrahlung auf eine Risikostufe mit eingelegtem Gemüse und Kaffee (Gruppe 2B). Dagegen hält der Toxikologe Ron Melnick, der bis 2009 die Untersuchung leitete: "Während einige Leute sagten, dass es kein Risiko gibt, sollte nun Schluss mit solcher Art von Aussagen sein."

Mit einem Budget von 25 Millionen US-Dollar ist die Studie einer der größten und umfassendsten Untersuchungen dieser Art. Für die Experimente bestrahlte das IIT Research Institute in Chicago über zwei Jahre lang mehr als 2500 Ratten und Mäuse in verschiedenen Intervallen mit Funkstrahlung. Die Frequenzen waren die gleichen, die auch für das europäische GSM-Netz und das US-amerikanische CDMA-Netz verwendet werden, 900 Mhz für die Ratten und 1900 Mhz für die Mäuse. Pro Tag setzte man die Tiere insgesamt neun Stunden lang der Strahlung aus. Allein die Tests zu entwerfen, dauerte wegen ihrer Komplexität mehrere Jahre.

Bislang hat das NTP nur eine Zusammenfassung der Studienergebnisse veröffentlicht. Im Herbst 2017 will die Organisation einen vollständigen Bericht abliefern.

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(hcz)