NTP statt Knopfzelle

Ich nutze einen schon recht betagten PC mit Windows XP. Nun stimmt auf einmal die Uhrzeit nach dem Systemstart nicht mehr, es ist immer kurz nach Mitternacht am 1. Januar 2000. Wahrscheinlich ist die Batterie leer. Ich würde sie ja tauschen, aber dazu müsste ich den Rechner aufschrauben – das möchte ich eigentlich nicht, da er mit den Standard-BIOS-Einstellungen immer zufriedenstellend lief. Die Zeit könnte Windows sich doch aus dem Internet holen, oder?

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Ich nutze einen schon recht betagten PC mit Windows XP. Nun stimmt auf einmal die Uhrzeit nach dem Systemstart nicht mehr, es ist immer kurz nach Mitternacht am 1. Januar 2000. Wahrscheinlich ist die Batterie leer. Ich würde sie ja tauschen, aber dazu müsste ich den Rechner aufschrauben – das möchte ich eigentlich nicht, da er mit den Standard-BIOS-Einstellungen immer zufriedenstellend lief. Die Zeit könnte Windows sich doch aus dem Internet holen, oder?

Sie sollten erwägen, Ihrem PC doch eine neue Batterie zu gönnen. Zwar kann man das Synchronisieren der Zeit erzwingen, aber da das Netzwerk erst recht spät im Bootprozess von Windows XP aktiviert wird, können davor laufende Dienste scheitern, die auf das richtige Datum angewiesen sind. Um dennoch die Uhr gleich beim Windows-Start zu stellen, reichen Bordmittel und ein kurzes Batchprogramm (siehe Soft-Link):

net stop w32time
reg add HKLM\SYSTEM\CurrentControlSet\Services\W32Time\Config /v MaxPosPhaseCorrection /t REG_DWORD /d -1 /f
net start w32time
w32tm /config /update /manualpeerlist: "ntp1.t-online.de,0x8 time.windows.com,0x8" /syncfromflags:MANUAL
w32tm /resync /nowait

Legen Sie die Batchdatei beispielsweise als zeitholen.bat ab. Die ersten drei Zeilen setzen den Registry-Parameter MaxPosPhaseCorrection so, dass der Windows-Zeitdienst W32Time die interne Uhr auch bei extremen Abweichungen von Systemzeit und echter Zeit nachstellt. Ohne diesen Eingriff würde sich der Zeitdienst beenden, wenn die Differenz 54000 Sekunden, also 15 Stunden übersteigt.

Der erste Aufruf des zu W32Time gehörenden Kommandozeilentools w32tm sorgt dafür, dass Windows einen geografisch näherliegenden Server vor dem voreingestellten time.windows.com abfragt. Ersetzen Sie gegebenenfalls den T-Online-Server durch den Ihres Internet-Providers, etwa ntp.web.de, ntp1.freenet.de oder ntp0.ewetel.de.

Falls Ihr Provider keinen NTP-Server betreibt, wählen Sie aus der über den Soft-Link zu findenden Liste eine andere Quelle. Suchen Sie dort einen Server aus Ihrer geografischen Region aus – für Deutschland ISO = DE – mit „OpenAccess“ und „Notify No“, beispielsweise time.proxgate.net. Solche Quellen dürfen Sie ohne Rückfrage nutzen. Kommt es nicht auf die letzte Zehntelsekunde Übereinstimmung mit der offiziellen, von der PTB verbreiteten Zeit an, dann greifen Sie auf den NTP-Pool (de.pool.ntp.org) zurück.

Das automatische Uhrstellen richten Sie nun als Administrator über die Systemsteuerung unter „Geplante Tasks“ ein. Auch fürs Ausführen sind Administratorrechte nötig, tragen Sie also ein passendes Konto nebst Passwort ein. Bei einem Notebook sollten Sie dazu zusätzlich in den Einstellungen unter Energieverwaltung das Ausführen beim Akkubetrieb erlauben.

Falls Sie beim Hochfahren zuschauen, wundern Sie sich nicht, wenn die Uhr noch ein paar Sekunden lang abweicht oder bei flotter Anmeldung gelegentlich eine Messagebox auf die falsche Zeit hinweist: Das Synchronisieren geschieht im Hintergrund, typischerweise eine Viertelminute nach Aufruf des Skripts.

Alternativ kann das Programm NTPTime für die Synchronisation sorgen. Nach dem Entpacken von ntp43bin.zip in ein temporäres Verzeichnis startet man dort als Administrator in einer Kommandozeile die Batchdatei ntpquick.bat. Sie ruft das NTPTime-Kontrollfeld auf, wo man lediglich einen Zeitserver per Add eintragen muss. Anschließend richtet sie NTPTime als Systemdienst ein.

NTPTime setzt dann beim Systemstart die Zeit; auf Wunsch stellt es auch regelmäßig nach und dokumentiert seine Tätigkeit in Logfiles. NTPTime läuft auch unter sehr alten Windows-Versionen (95, 98, ME), die keinen eigenen Zeitdienst haben. Wie man es dort einrichtet, ist auf der Webseite des Autors Tom Horsley beschrieben.

Beide Methoden setzen eine bestehende Internet-Verbindung voraus. Muss der Router die erst aufbauen, kann das Synchronisieren auch deutlich länger als die typischen 15 Sekunden dauern.

Soft-Link (ea)