Von Paypal ausgesperrt: Seafile wollte Nutzer nicht bespitzeln

Wegen eines Verstoßes gegen Nutzungsbedingungen hatte Paypal gefordert, dass der Clouddienst Seafile Datenverkehr seiner Nutzer auf "illegale Inhalte" prüft und überwacht. Seafile weigerte sich und darf jetzt keine Paypalzahlungen mehr annehmen.

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PayPal

(Bild: dpa, Lukas Schulze)

Lesezeit: 3 Min.

Der Cloud-Dienst Seafile darf seit dem 19. Juni keine Zahlungen mehr über Paypal akzeptieren. Der Bezahldienst hatte dem Cloud-Anbieter zunächst mitgeteilt, dass man einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen festgestellt habe. Darauf seien Anfragen Paypals gefolgt, "Datenverkehr und die Daten unserer Kunden auf illegale Inhalte zu überprüfen und zu überwachen“, schreiben die Seafile-Macher in einem Blogbeitrag. Dem wollte man nicht nachgeben – worauf Paypal mit der Sperre reagierte.

Um welche Art von Verstoß es sich handelt, führte Paypal demnach nicht aus. Seafile vermutet, in die Kategorie halbseidener Torrent- und Filesharing-Diensten eingestuft worden zu sein. Ein Katalog von 16 Fragen, den der Bezahldienst an den Cloud-Anbieter geschickt hat, deute in diese Richtung, erklärte Silja Jackson von Seafile gegenüber heise online. Neben der Prüfung von Daten wollte Paypal auch "detaillierte Statistiken über die Dateitypen, die unsere Kunden synchronisieren und teilen“.

Bei Seafile empfand man die Forderungen Paypals als Kundenbespitzelung, die man weder ethisch noch – nach Rücksprache mit Anwälten – rechtlich für tragbar halte. Da nicht wenige Kunden auch die Verschlüsselungsfunktion von Seafile nutzen, sei es auch technisch schon nicht machbar, erklärte Silja Jackson gegenüber heise online.

Versuche der Klärung mit dem Paypal-Kundenservice schlugen jedoch fehl. Sowohl das datenschutzrechtliche Argumente als auch der Hinweis, dass Paypal ohne Probleme für andere vergleichbare Dienste verfügbar sei, stimmten den Bezahldienst nicht um. Man treffe immer Einzelfall-Entscheidungen – und diese sei endgültig. Sie könne auch nicht weiter angefochten oder überprüft werden, soll Paypal gesagt haben. heise online bat Paypal um Stellungnahme zu dem Fall. Diese steht zur Stunde noch aus.

Problematisch ist der Bruch mit Paypal vor allem deshalb, weil der US-Bezahldienst im Seafile-Shop für Privatkunden und Small-Business-Angebote bislang die einzige Zahlungsmöglichkeit war. Damit ist nun natürlich auch die regelmäßige Zahlung der Abos unterbrochen. Allerdings sollen keine Konten gekündigt werden, verspricht Seafile. Sie würden derzeit kostenlos weitergeführt, bis man eine neue Lösung gefunden habe. Momentan befinde man sich in Verhandlungen mit verschiedenen Bezahldienstleistern.

Seafile ist eine Open-Source-Software, mit der Nutzer auf gemietetem Webspace oder eigenen Servern Cloudspeicher betreiben und Daten synchronisieren können. Die um die Software herum gegründete deutsche GmbH gleichen Namens bietet allen Privat- und Geschäftskunden, die nicht selbst hosten wollen, auch Seafileclouds als Abo mit verschiedenen Speichervolumina an. Neben dem deutschen Unternehmen wird die Software auch von einer Ltd.-Gesellschaft in China betreut. (axk)