Linux: Mesa 12.0 mit Vulkan- und OpenGL-4.3-Treibern freigegeben
Die neue Mesa-Version enthält verbesserte OpenGL-Treiber, die Unterstützung für neue OpenGL-Version nachrüsten. Dadurch laufen bald mehr Spiele mit den von Linux-Distributionen standardmäßig eingerichteten Treibern.
Grafiktreiber mit Unterstützung für OpenGL 4.3 sind die größte Neuerung des jetzt erhältlichen Mesa 12.0. Sie werden die Spiele-tauglichkeit von Linux-Distributionen verbessern, denn einige der grafisch ansprechenderen Games erfordern mindestens dieses OpenGL-Niveau, das unter Linux bislang nur von proprietären AMD- und Nvidia-Treibern erreicht wurde.
Sprünge bei AMD, Intel und Nvidia
Insbesondere Besitzer von Systemen mit aktueller Intel-Prozessorgrafik kommen in den Genuss einer größeren Spielauswahl: Mesa, das Linux-Distributionen standardmäßig zur 3D-Beschleunigung einrichten, beherrschte bei Intel-GPUs bislang maximal OpenGL 3.3. Den 4.3-Support bietet der OpenGL-Treiber für Intels Grafikkerne allerdings nur bei den bei GPUs der Prozessorbaureihen Broadwell und Skylake, zu denen die Core-i-Prozessoren der 5000- und 6000er-Serie gehören.
Der OpenGL-Treiber für AMDs moderne Grafikchips beherrscht statt OpenGL 4.1 nun 4.3; das gelingt derzeit aber nur im Zusammenspiel mit einer Vorabversion von LLVM 3.9, das im August erscheinen soll. Auch einer der in Mesa enthaltenen Open-Source-3D-Treiber für Grafikchips von Nvidia beherrscht jetzt OpenGL 4.3 – in der Praxis ist das aber nicht viel Wert, weil der zugehörige Kernel-Treiber der Grafikhardware nur ein Bruchteil ihres Leistungspotenzials entlockt. Von den anderen OpenGL-Treibern in Mesa beherrscht noch keiner OpenGL 4.0 oder höher.
Fortschritte gab es auch bei der Unterstützung für OpenGL for Embedded Systems: Die Treiber für aktuelle GPUs von AMD und Nvidia beherrschen jetzt Version 3.1 des kurz OpenGL ES oder GLES genannten Standards. Der Intel-Treiber beherrschte diese Version bereits zuvor.
Polaris-Support und Geschwindigkeits-Verbesserungen bei AMD
Der AMD-Treiber von Mesa spricht nun auch die Polaris-GPUs an, die auf einer neuen Generation von Radeon-Grafikkarten zum Einsatz kommt, die mit der Radeon Rx 480 kürzlich eingeführt wurde. Ferner gab speziell bei AMDs OpenGL-Treiber eine Reihe von Detailverbesserungen, die Fehler beseitigen und die Performance teilweise deutlich verbessern; das Spiel "Shadow of Mordor" läuft dadurch jetzt nicht nur schneller, sondern stellt mit dem Open-Source-Treiber nun auch Regen, Insekten und viele andere Bildelemente korrekt dar. Auch bei Tomb Raider legte die Bildrate bei einigen Schnelltests zu. Der ebenfalls in Mesa zu findende Video-Treiber beherrscht bei neueren GPUs ("Stoney" und neuer) jetzt die beschleunigte Video-Wiedergabe des Main-10-Profils von H.265/HEVC.
Vulkan-Treiber und Vorboten von OpenGL 4.5
Die neue Mesa-Version bringt auch einen Vulkan-Treiber für die Grafikkerne von Intels modernen Prozessoren mit. Das war neben dem Support für neuere OpenGL-Versionen ein weiterer Grund, warum es beim Nachfolger des bislang aktuellen Mesa 11.2 einen Versionssprung auf 12.0 gab.
Vieles deutet darauf hin, dass es bereits bei der nächsten Version einen Sprung auf 13.0 geben wird: Die Mesa-Entwickler müssen nur noch Support für eine OpenGL-Erweiterung einbauen, um Unterstützung für OpenGL 4.5 ausweisen zu können. Das ist in greifbare Nähe, denn entsprechende Mesa-Erweiterungen für den Intel-Treiber werden bereits diskutiert.
Hintergründe
Details zu diesen Aspekten erläutert ein c't-online-Artikel, der sich schon vor einigen Wochen näher mit einigen Verbesserungen der neuen Mesa-Version beschäftigt hat.
(thl)