Post aus Japan: Wasser- oder luftgekühlt durch den Sommer?

Klimaanlagen sind in Japans Großstädten überall. Dennoch bleiben die Japaner weiterhin auf der Suche nach einer ultimativen Kühlung für die kommende Sommerhitze. Doch was ist besser: Wasser- oder Luftkühlung?

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Von
  • Martin Kölling
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Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Noch ist Regenzeit in Tokio. Das bedeutet, dass die Lufttemperatur tagsüber manchmal sogar unter 25 und nachts unter 20 Grad Celsius ist. Dennoch laufen in vielen Wohnungen bereits die Klimaanlagen – und wenn es nur zur Luftentfeuchtung ist. Denn nachts ist die Schwüle für viele Menschen bereits schwer zu ertragen. Doch ordentlich heiß laufen die allgegenwärtigen Kühlungsgeräte, wenn der Sommer richtig beginnt und die Häuser Tag und Nacht in Backöfen verwandelt. Das Interessante: Obwohl die Japaner die wohl modernsten und energieeffizientesten Klimaanlagen haben, suchen sie weiterhin nach der ultimativen, preiswerteren Kühlung.

Ich selbst bin auch von der Suche nach dem heiligen Gral der Kühlung infiziert. Denn im Hauch der Klimaanlage zu schlafen, ist nicht unbedingt die beste, aber mit Sicherheit die teuerste Lösung. Natürlich habe ich daheim einen der japantypischen Standventilatoren, die aber bei nächtlichen Raumtemperaturen um oder jenseits der 30 Grad Celsius nur bedingt schweißlindernd wirken. Über ein vermeintlich kühlendes Bettlaken mit Ideen aus der Weltraumforschung schrieb ich an dieser Stelle vor zwei Sommern. Diesen Sommer bin ich auf zwei erwähnenswerte, neue Ideen und eine schlaue Umsetzung einer alten Idee gestoßen: technisch aufwändigere Wasserkühlung und klassische Luftkühlung.

Zur Wasserkühlung: Auf der Techno-Gadgetseite Thanko fand ich beispielsweise wassergekühlte Kissen und Laken. Die "Cooling Mat" ist aus flachen, gelgefüllten Noppen zusammengesetztes Rechteck, das von einer Wasserleitung durchflossen wird. Der "Tank" für das kühlende Nass sieht aus wie eine einfache Ein-Liter-Plastikflasche mit eingelassener Pumpe.

Den Strom zapft die Pumpe über einen USB-Anschluss. Mit einer Pumpleistung von stündlich 28,8 Litern soll sie Kinder, Katzen, Computer der Notebook-Version und die Köpfe von Erwachsenen wirksam und preiswert kühlen können. Preiswert wenigstens im Betrieb. Denn das Produkt kostet immerhin 50 Euro in der Anschaffung. Aber das ist deutlich billiger als eine Klimaanlage.

Die gehobene Variante der Idee kombiniert für den vierfachen Preis sogar Wasser- und Luftkühlung: die "kühle, wasserdurchflossene Schnelleinschlafmatte". Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Ventilator, Luftbefeuchter und wasserdurchflossenem Laken.

Das System besteht aus einem kleinen Ventilator mit einem kleinen Wassertank, wasserdurchflossenen Lamellen und einer Pumpe, die Wasser über Schläuche durch ein blaues Laken pumpt. Das lauwarme Wasser fließt oben in den Ventilator hinein und über die Lamellen in den Tank zurück. Der Luftstrom kühlt das Wasser dann wieder herunter. So die Theorie.

Eine Tankfüllung von einem Liter soll für fünf Stunden Betrieb reichen. Wer den halben Tag verpennen will, kann die Ventilatoreinheit in ein mitgeliefertes Bassin stellen. Das fasst drei Liter, die für zwölf Stunden Wasserkühlung sorgen sollen.

Pro Monat wird ein täglich achtstündiger Betrieb mit 31 Yen Stromkosten veranschlagt, während eine Klimaanlage laut der Werbung mit mehr als 2600 Yen zu Buche schlagen soll. Selbst die beliebten Standventilatoren sollen um den Faktor 6 teurer sein als die Wasser-/Luftkühlungsmatraze.

Das Gerät ersetze die Klimaanlage, versprechen die Verkäufer. Ich werde mir in diesem Fall den Kauf sparen – wenigstens bis ich vertrauenswürdige Test studieren konnte. Denn eine Klimaanlage habe ich schon und kenne ihre Wirksamkeit.

Eine witzige Umsetzung des klassischen Ventilators darf natürlich bei der Suche nach Sommerfrische nicht fehlen. Mein Held ist ein kleiner, batteriebetriebener Doppelventilator. Er besteht aus einer Standeinheit in der Mitte und zwei verstellbaren Ventilatoren an der Seite.

Das Gerät ist so flexibel, dass die Rotoren nicht nur in zwei Richtungen blasen, sondern auch in Reihe geklappt werden können. Die doppelte Rotorkraft verheißt eine besonders starke Brise. Im Power-Modus geht dem kleinen Akku (1200mAh/3,7V) nach zwei Stunden die Puste aus, im Sparmodus nach fünfeinhalb Stunden, so die Werbung. Aber mit 240 Gramm Gewicht und etwa 15 Euro Kaufpreis ist der Doppelventilator sowohl körperlich wie auch finanziell tragbar. Vielleicht sollte ich mir den kaufen? ()