Schießbefehl

Ein Roboter tötet einen Heckenschützen. Was kommt als nächstes?

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Die Zukunft findet bereits heute statt, hat William Gibson, der Erfinder des Cyberpunk gesagt. Sie ist nur nicht gleichmäßig verteilt.

Besonders virulent ist die Zukunft heutzutage zum Beispiel in Dallas oder in Falludscha.

In Dallas hat die Polizei einen Roboter, der normalerweise zur Bombenräumung verwendet wird, mit einem Sprengsatz ausgestattet, um einen Heckenschützen zu töten.

Laut Peter W. Singer, Buch-Autor und Spezialist für Militärroboter, ist das zwar von US-Soldaten im Irak-Krieg auch schon so gemacht worden. In Dallas habe aber zum ersten Mal die Polizei einen Roboter als Waffe eingesetzt.

Die US-Armee hat unterdessen 20 Millionen Dollar für ein Projekt beantragt, um Anti-Drohnen-Systeme zu entwickeln. Das geht aus einem Bericht des Nachrichtendienstes Bloomberg hervor. Demnach nutzen IS-Kämpfer kommerziell verfügbare, kleine, ferngesteuerte Drohnen angeblich immer öfter nicht nur als fliegende Kameras, sondern auch als mobile Sprengfallen. Sagt jedenfalls die US-Armee. Wie oft und mit welchen Folgen das bereits passiert ist, dazu gibt es keine Aussagen. Aber die US-Armee hält das Problem offenbar für dringlich.

Und das ist wahrscheinlich erst der Anfang. In seinem Science-Fiction-Thriller "Kill Decision" hat Daniel Suarez 2013 Schwärme vergleichsweise einfacher Flugdrohnen beschrieben, die plötzlich auftauchen und US-Politiker angreifen. Da geht es nicht um Hyperraumantriebe, fremde Welten oder Zeitreisen – Suarez ist in vielen seiner SF-Romane ziemlich nah dran an der aktuellen technischen Entwicklung.

Dass bewaffnete Drohnen bereits in naher Zukunft autonom schießen können, halte ich für ziemlich wahrscheinlich. Nicht umsonst arbeitet zum Beispiel der britische Hersteller BAE mit seiner futuristischen "Taranis"-Drohne an einer vollautomatischen Ziel-Erfassung.

Was mir Sorgen bereitet, sind aber weniger diese großen, proprietären Systeme, die – hoffentlich – noch irgendwie politisch reguliert werden. Ob und wann diese Kampfroboter wirklich zum Einsatz kommen, ist eine politische Entscheidung (natürlich kann man angesichts der politischen Entwicklungen der letzten Zeit auch in dieser Frage sehr pessimistisch sein, aber das wäre eine andere Geschichte).

Wirklich beängstigend finde ich, dass die jüngsten Beispiele zeigen, wie leicht es ist, sich einen Killer-Roboter zusammen zu hacken – aus Hardware, die eigentlich nicht als Waffe gedacht ist. Ein bisschen Tape, Sprengstoff und ein paar Zeilen Code reichen schon aus. Die Suarez-Zukunft der Killer-Schwärme ist sozusagen gleich um die Ecke. Dieses Problem wird sich technisch nicht lösen lassen. Das geht nur gesellschaftlich. (wst)