FAQ: Textsatz mit TeX/LaTeX

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Satzsystem TeX/LaTeX

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Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Satzsystem TeX/LaTeX


Ich bekam den Rat, meine Masterarbeit mit LaTeX zu schreiben, aber mir ist unklar, welche Software ich dazu auf meinem Rechner einrichten muss.

Die Vorbereitungen für die Nutzung von TeX scheinen zunächst recht aufwendig, die Mühe lohnt sich aber: Mit dem Schriftsatzsystem können Sie das Schriftbild eines Dokuments detailliert gestalten, beispielsweise die Zeichenabstände in mathematischen Formeln exakt festlegen. Ausgeklügelte Algorithmen etwa für Zeilen- und Seitenumbrüche sorgen für ein perfektes Layout.

Technisch betrachtet ist TeX ein Interpreter mit rund 300 Befehlen; LaTeX ist eine Sammlung von in TeX geschriebenen Makros, die die Nutzung des Systems vereinfachen. Sie benötigen sowohl eine TeX-Distribution als auch einen Editor. Die umfangreichste Distribution, TeX Live, wird von den TeX-Anwendervereinigungen gepflegt und ist für alle Betriebssysteme verfügbar; In Kürze soll TeX Live 2009 fertig gestellt sein. Für die wichtigsten Linux-Distributionen sind eigene TeX-Live-Pakete verfügbar, die sich über die jeweilige Paketverwaltung einrichten lassen. Für Windows-Nutzer gibt es alternativ MiKTeX, das viele Anwender bevorzugen, da die Bedienoberfläche den unter Windows üblichen Konventionen entspricht.

Um ein Dokument druckfertig zu setzen, kompiliert man es mit LaTeX. Standardmäßig wird dabei eine DVI-Datei erzeugt, die man mit einem DVI-Viewer betrachten kann, der in allen TeX-Distributionen enthalten ist. Bei Verwendung von pdfTeX ist man insbesondere beim Einbinden von Grafiken flexibler, da sich hiermit die Grafikformate PNG und JPG direkt verarbeiten lassen. Zum Anschauen des kompilierten Dokuments benötigt man einen DVI- oder PDF-Viewer, wobei zur Vorschau eines PDFs nicht der Adobe Reader genutzt werden sollte – besser geeignet sind etwa die Vorschau von Mac OS X (ab Version 10.5), der darauf aufsetzende Previewer von TeXShop oder ein Betrachter auf Basis von Ghostscript, etwa gv oder GSview.

Für Windows und Mac OS X gibt es erweiterte Systeme, die außer TeX Live oder MiKTeX zusätzlich nützliche, betriebssystemspezifische Programme enthalten: ProTeXt stellt neben MiKTeX noch den häufig genutzten Editor TeXnicCenter sowie Ghostscript und GSview bereit und MacTeX enthält neben TeX Live auch TeXShop samt PDF-Betrachter sowie die Literaturverwaltung BibDesk.


Wie kann ich meine TeX-Distribution aktuell halten? Ist es sinnvoll, einzelne Pakete nachträglich von Hand einzurichten?

Nein, viel praktischer sind dafür die in allen aktuellen Distributionen enthaltenen Paketmanager. Den TeX-Live-Manager tlmgr kann man entweder von der Kommandozeile aus oder über eine grafische Oberfläche bedienen – letzteres ist komfortabler, bietet aber nicht alle Funktionen. MiKTeX bringt den MiKTeX package manager mpm mit. MacTeX enthält das TeX Live Utility. Das für den Mac optimierte Hilfsprogramm läuft nativ unter Mac OS X und stellt zur Paket-Verwaltung eine eigene komfortable Oberfläche bereit.


Ich habe einen Artikel in LaTeX geschrieben. Der Verlag bittet mich nun aber, den Text als Word-Dokument einzureichen. Wie kann ich den Text konvertieren?

Die beste freie Lösung ist es derzeit, Texte mit Hilfe des Konverters TeX4ht in das OpenDocument-Format ODT umzuwandeln. Dabei ist zu beachten, dass der rechte Seitenrand in der ODT-Datei von TeX4ht auf null gesetzt wird. Dies lässt sich in der Seitenvorlage in OpenOffice.org leicht berichtigen. Die ODT-Datei kann man in OpenOffice.org als Microsoft-Word-Dokument speichern. Mathematische Formeln werden beim Konvertieren in Grafiken umgesetzt. Unter Mac OS X erleichtert die grafische Oberfläche SimpleTeX4ht die Bedienung des Konverters erheblich (vgl. c't 14/09, S. 59).


Ich habe regelmäßig Probleme, Tabellen in LaTeX korrekt auszuzeichnen – das nervt und kostet viel Zeit. Gibt es Programme, die dabei helfen?

Die Gestaltung von Tabellen geht leider nicht ganz einfach von der Hand. Mit der OpenOffice-Extension Calc2LaTeX lassen sich aber Auszeichnungen für Tabellen sehr komfortabel erstellen. Die Erweiterung konvertiert zuvor markierte Zellen einer Calc-Tabelle. Per Copy und Paste kann man den LaTeX-Quelltext für die Tabelle unmittelbar in das Dokument kopieren; alternativ lässt er sich auch als Datei exportieren. So fügt man selbst komplexe Tabellen problemlos in einen Text ein.

Bewusst einfach gehalten ist TeXTable für Mac OS X. Darin legt man die Anzahl der Spalten und Zeilen sowie die Beschriftung der Tabelle fest und übernimmt den automatisch erzeugten Quelltext anschließend über die Zwischenablage in die LaTeX-Datei.


Ich möchte die Literaturliste in meiner Dissertation automatisch erstellen lassen. Welche Literaturverwaltungen empfehlen sich dazu?

Bibliografische Daten sammelt man in einer eigenen bib-Datei und zeichnet sie dabei im BibTeX-Format aus. Jeder Eintrag erhält einen Schlüssel, auf den man im LaTeX-Dokument verweisen kann. Das Erstellen der bib-Datei kann man vereinfachen, wenn man dazu eine Literaturverwaltung mit einer grafischen Oberfläche verwendet. Plattformübergreifend steht JabRef zur Verfügung, Mac-Nutzern bietet die Alternative BibDesk das gewohnte Look & Feel. JabRef und BibDesk arbeiten unmittelbar mit BibTeX-Dateien und bieten außerdem die Suche in einigen Datenbanken, aus denen sie auf Wunsch vollständige Datensätze importieren. Beide Programme sind so leistungsfähig, dass sich damit auch Literaturlisten von mehreren hundert Titeln verwalten lassen.

Mit Einschränkungen ist auch das Firefox-Add-on Zotero zu empfehlen (vgl. c't 8/08, S. 67), das den Zugang zu Daten aus wesentlich mehr Online-Katalogen ermöglicht, diese jedoch im Unterschied zu JabRef und BibDesk intern im RDF-Format speichert. Nach Neueinträgen empfiehlt sich ein Blick auf die Inhalte der Datenfelder, da es etwa bei Sonderzeichen zu Fehlern beim Import kommen kann. Version 2.0 beta unterstützt den Austausch von Bibliografien im Team über einen Server im Netz, allerdings gibt es derzeit mit Zotero 2.0 beta noch Probleme beim Datenaustausch mit Zotero 1.5 und im Zusammenspiel mit Firefox 3.5; man sollte also vorerst noch bei Zotero 1.5 bleiben.

www.ctmagazin.de/0916152 (dwi)