Virtualisierungsplattform OpenVZ wird eigenständige Distribution

Mit Version 7 wandelt sich OpenVZ zu einer kompletten Distribution. Die Virtualisierungsplattform verzichtet auf seinen eigenen Hypervisor und setzt künftig auf KVM. Zum Verwalten der VMs dient libvirt.

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OpenVZ 7.0 erschienen
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Von
  • Jan Bundesmann
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Version 7 der OS-Level-Virtualisierung OpenVZ erscheint als eigenständige Distribution und soll die Codebasis der Open-Source-Software näher an die kommerzielle Variante Virtuozzo heranbringen. Den eigenen Hypervisor haben die Entwickler jetzt durch KVM/QEMU ersetzt. Im Vergleich zu Virtuozzo, das gleichzeitig ein Update erfährt, fehlen einige kostenpflichtige Pakete sowie der Anaconda-Installer.

OpenVZ 7 basiert auf Red Hat Enterprise Linux 7 (RHEL) und läuft unter Kernel 3.10. Die Distribution bringt einen neuen Satz von Kommandozeilenwerkzeugen. Mit den sogenannten Guest tools lassen sich vom Host aus Aufgaben im Gastsystem erledigen wie Kommandos ausführen oder Passwörter und Netzwerkeinstellungen verändern.

Als Gastsysteme kommen virtuelle Maschinen (VM) sowie Container infrage. Für letztere setzt OpenVZ auf seine eigene Implementierung, die im Gegensatz zu Docker eher darauf abzielt, ein komplettes Betriebssystem zu virtualisieren statt einer einzelnen Applikation. Damit ähnelt es stark LXC, unterscheidet sich davon jedoch in einzelnen technischen Details. So erlaubt die aktuelle Version von OpenVZ Live-Migration von Containern mit CRIU.

Zum Verwalten beider Typen von Gastsystemen kommt libvirt zum Einsatz. Die Identifizierung läuft über Universally Unique Identifier (UUID). Festplatten-Images speichert Version 7 der Virtualisierungsplattform jetzt im QCOW2-Format.

Unter dem Namen "Memory hotplugging" kündigen die Entwickler die Fähigkeit an, im laufenden Betrieb den bereitgestellten Speicher von VMs oder Containern anzupassen. Sogenannte Memory Guarantees garantieren Gastsystemen eine minimal nutzbare Menge an Arbeitsspeicher. Beim Starten einer virtuellen Maschine setzt OpenVZ/Virtuozzo diese ohne weitere Angabe auf 40 Prozent des zugewiesenen Speichers, bei Containern auf 0 Prozent. Manuell einstellen lässt sich dieser Wert mit dem Kommando prlctl set --memguarantee.

Zudem haben die Entwickler Kernel same-page merging (KSM) implementiert. Der KSM Daemon scannt den Speicher regelmäßig auf identische Speicherseiten und fasst diese zusammen. Dabei markiert er sie als Copy-on-Write (COW). Verändert ein Gastsystem diese Seite später, erzeugt der Kernel eine Kopie davon.

SimFS bleibt zwar weiterhin Bestandteil von OpenVZ/Virtuozzo, die Entwickler geben in den Release Notes jedoch an, es künftig nicht mehr weiterzuentwickeln und auch den Support einzuschränken. vzctl soll ab der nächsten Version als obsolet eingestuft werden. Nutzer sollen sich bereits jetzt auf die Alternativen prlctl und virsh einstellen. Zudem kommt vzctl in der aktuellen Version von der kommerziellen Variante, sodass keine Abwärtskompatibilität gesichert ist.

OpenVZ 7 ist ab sofort als Download erhältlich. Virtuozzo 7 basiert auf der Open-Source-Variante. Neben Service und Support kaufen Kunden dort jedoch zusätzliche kostenpflichtige Software wie das Virtuozzo SDK. (jab)