Tor-Projekt sieht Vorwürfe gegen Appelbaum bestätigt

Die Untersuchung der Missbrauchsvorwürfe gegen Jacob Appelbaum ist abgeschlossen. Das Tor-Projekt sieht die Vorwürfe bestätigt. Der Beschuldigte selbst wurde nicht gehört.

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Jacob Appelbaum

Jacob Appelbaum auf der re:publica 2014 in Berlin.

(Bild: re:publica, CC BY-SA 2.0)

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Das Tor-Projekt hat die Untersuchung der Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Sprecher Jacob Appelbaum abgeschlossen und will nun klarere Verhaltensregeln aufstellen, die vom neuen Aufsichtsrat abgesegnet wurden. Appelbaum hatte das Tor-Projekt Ende Mai verlassen, nachdem zunächst anonyme Vorwürfe wegen sexueller Nötigung gegen ihn laut geworden waren. Der 33-Jährige weist die Vorwürfe zurück und spricht von einer gezielten Kampagne gegen seine Person. Nach dem Tor-Projekt hatten sich auch andere Organisationen von ihm distanziert.

Das Tor-Projekt hatte daraufhin eine Untersuchung eingeleitet, die nun abgeschlossen ist. "Viele Menschen aus dem Tor-Projekt und von außerhalb haben sich gemeldet und von Situationen berichtet, in denen sie von Jacob erniedrigt, eingeschüchtert, gemobbt und geängstigt wurden", schreibt Tor-Geschäftsführerin Shari Steele auf der Website des Projekts. Einige hätten auch von "unerwünschtem, sexuell aggressivem Verhalten" Appelbaums berichtet.

Unter dem neuen Aufsichtsrat, der vor zwei Wochen eingesetzt worden war, hat sich das Tor-Projekt nun neue Verhaltensregeln gegeben. Der Austausch des Aufsichtsgremiums muss im Zusammengang mit den Vorwürfen gesehen werden. "Wir wollen klarer machen, welches Benehmen wir von den Leuten erwarten", schreibt Steele. Dabei gehe es um klare Regeln gegen Belästigung ebenso wie den Umgang mit Interessenkonflikten. Die Menschen in der Tor-Community sollen im Falle eine Falles wissen, an wen sie sich wenden können. Ein neues Gremium aus Mitgliedern der Community soll dabei helfen.

Nach den zunächst anonymen Vorwürfen hatten sich einige Vertreter der Hacker- und Sicherheits-Szene schließlich auch namentlich bekannt, von Appelbaum belästigt oder erniedrigt worden zu sein. Zumindest eine Beschuldigung, die nicht nur in den USA für Schlagzeilen sorgte, muss nach einer Stellungnahme des vermeintlichen Opfers aber als falsch bewertet werden. Auch hatten sich einige Fürsprecher Appelbaums gegen "den unerhörten Rufmord" zu Wort gemeldet.

Für das Tor-Projekt hat die Untersuchung dennoch genug Belastendes ergeben, um die Vorwürfe im Wesentlichen als bestätigt zu betrachten. Ob der Beschuldigte selbst auch zu den Vorwürfen gehört wurde, schreibt Steele in ihrem Blogbeitrag nicht. "Wir haben alles in unserer Macht stehende getan", um Appelbaum fair zu behandeln, sagte sie der New York Times. Die Zeitung berichtet allerdings, Appelbaum habe um ein persönliches Gespräch mit den Ermittlern des Tor-Projekts gebeten. Dies sei zurückgewiesen worden, woraufhin Appelbaum nicht an der Untersuchung teilgenommen habe. (vbr)