Alles öko, oder was?

Ein Öko-Etikett auf Smartphones und Tablets soll mehr Transparenz über die Herstellungs- und Verbrauchskosten schaffen. Kann es auch zu nachhaltigen Kaufentscheidungen führen?

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Als ein "zweites Preisschild" wird der Vorschlag im Integrierten Umweltprogramm 2030von Umweltministerin Barbara Hendricks beschrieben. Das so genannte Öko-Etikett soll Verbraucher darüber aufklären, wie nachhaltig ein Produkt ist. In das Etikett sollen daher Informationen über die Herstellung von Elektrogeräten wie Smartphones und Tablets fließen, etwa ob Erze wie Coltan benötigt wurden. Der Stoff wird in Afrika oftmals unter schlechten Arbeitsbedingungen abgebaut.

Sicherlich sind das hilfreiche Informationen für Verbraucher. Ihnen wird so die Chance gegeben, durch ihre Kaufentscheidung eine Marktbewegung herbeizuführen. Am Markt überzeugen dann nur noch die Firmen, deren Produkte sich durch Langlebigkeit und eine ressourcenschonende Herstellung auszeichnen. Ein frommer Wunsch.

Denn ein Etikett ändert zunächst einmal nichts an den Produktionsbedingungen. Und: Welche Summe könnte letztlich auf diesem "zweiten Preisschild" draufstehen? Wie soll man die schlechten Arbeits- und Umweltbedingungen beziffern? Allenfalls über die Ausweisung von Betriebskosten des Geräts könnte sich eine Kaufentscheidung aktiv beeinflussen lassen. Das EU-Energielabel auf Geräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen macht es seit mehr als zehn Jahren vor.

Ob das auch für des Verbrauchers liebstes Mobilgerät gilt? Seit 2003 gibt es auf Zigarettenpackungen Warnhinweis wie "Rauchen kann tödlich sein" etc., in diesem Jahr sind die Bilder von Löchern im Kehlkopf, verfaultem Mundraum und entstellten Füßen hinzugekommen. Dass Raucher wegen dieser Bilder aufhören zu rauchen, halte ich für fraglich. Und wenn dies schon keine Auswirkung auf die Kaufentscheidung – und damit für die eigene Gesundheit – hat, kann dann ein Hinweis zu den sozialen Umständen fremder Arbeiter in Afrika zu einer nachhaltigen Kaufentscheidung bewegen? Wer ein neues Smartphone haben möchte, kauft es sich – auch wenn auf einem "zweiten Preisschild" beispielsweise der doppelte Preis steht. Und wer nicht das Geld für eine FairPhone hat, wird auf eine andere – weniger ressourcenschonende – Marke ausweichen. (jle)