Oracle möchte Java-Entwicklungsumgebung NetBeans an Apache übergeben

Die Java-IDE ist das nächste Entwicklerprodukt, von dem sich der IT-Konzern lösen möchte. Als neue Heimat wünschen sich die bisherigen Entwickler die Apache Software Foundation.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 74 Kommentare lesen
Oracle möchte NetBeans an Apache übergeben
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Allem Anschein nach möchte Oracle die Geschicke der Java-Entwicklungsumgebung an die Apache Software Foundation übergeben. Diese Schlussfolgerung lässt zumindest der Vorschlag als neues Projekt der Open-Source-Organisation im Apache-Incubator-Wiki zu. Die IDE – neben Eclipse und IntelliJ IDEA immerhin in den Top 3 in der Java-Comunity – war im Zuge der Übernahme von Sun Microsystems vor sechs Jahren in den Besitz von Oracle gelangt.

NetBeans selbst hat eine schon lange Geschichte. In Java geschrieben liegen die Ursprünge der Entwicklungsumgebung bis ins Jahr 1996 zurück. Den Anfang machte damals ein Studentenprojekt in Tschechien mit dem Ziel, eine von Delphi inspirierte IDE für Java-Entwickler zu schaffen. Von 1999 an war NetBeans dann im Besitz von Sun Microsystems. Schon 2000 wurde die IDE als Open-Source-Software zur Verfügung gestellt. Bis heute zählt man offenbar über 18 Millionen Downloads, was kein schlechtes Resultat ist, aber vermutlich hinter den Zahlen des 2001 an den Start gegangenen Open-Source-Konkurrenten Eclipse zurückgeblieben ist.

Oracle hat über die Jahre immer wieder den Schlussstrich unter Projekten oder Produkten gezogen, bei denen der Konzern den Eindruck gewonnen hatte, dass sie nicht rentabel seien. Selbst bei Java ist hier immer wieder mal das Gerücht aufgekommen. Nun scheinen die Oracle-Manager also nicht mehr von NetBeans überzeugt zu sein. Sollten die Oracle-Entwickler sich aus der Arbeit heraushalten, wird es interessant sein zu beobachten, ob sich andere Programmierer finden, die in die Bresche springen. Die neue Offenheit bietet zumindest diese Möglichkeit.

NetBeans wäre gar nicht mal das erste Projekt, das aus den Fittichen Oracles bei der Apache Software Foundation gelandet ist. Bekanntester Kandidat ist wohl OpenOffice – allerdings gestaltet sich die Historie der kostenlosen Bürosoftware unter dem Apache-Dach als wenig ruhmvoll. Oracle hatte sich dort rasch zurückgezogen, wichtige Entwickler starteten mit dem Fork LibreOffice, und kürzlich wurde gar über das Ende des Projekts diskutiert.

Der Open-Source-Organisation mag eine eigene IDE erst mal recht sein. Doch zuvor geht es für das Projekt darum, sich eines Apache-Produkts würdig zu erweisen. Dazu dient der sogenannte Incubator. Außerdem wird es bei der Akzeptanz darum gehen, sich um Dinge wie die Übergabe der Rechte an der Marke NetBeans, die Abwicklung der Domain netbeans.org und andere Copyrights zu kümmern. Nicht so einfach dürfte sich auch der Lizenzwechsel gestalten: Denn die Apache 2.0 License und die bisherigen CDDL beziehungsweise GPL sind nicht miteinander vereinbar, weshalb es zu strukturellen Änderungen am Code kommen muss. (ane)