Interview zur PS4 Pro: "Disks spielen bei vielen Kunden keine Rolle mehr."

Masayasu Ito plant für Sony Interactive Entertainment die Markteinführung der PS4 Pro. Im c't-Interview erläutert er das Konzept des Pro-Modells und wie Sony eine Fragmentierung der Konsolenplattform vermeiden will.

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PS4 Pro mit besserer Grafik im November

(Bild: Sony)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Roland Austinat

Der studierte Maschinenbauingenieur Masayasu Ito arbeitet seit 30 Jahren bei Sony. Sein erster Job war noch in der Abteilung für Autoradios, doch dann wechselte er ins PlayStation-Ressort, wo er die Herstellung und die Vermarktung der PS3 und PS4 betreute. Derzeit bereitet er den Start der PS4 Pro und das Virtual-Reality-Headset PSVR vor.

c't: Andrew House hat bei der Vorstellung der PlayStation 4 Pro verkündigt, dass neben neuen Spielen auch bestehende Titel für die höhere CPU- und Grafikleistung der Spielkonsole angepasst werden. Patches für ein gutes halbes Dutzend First-Party-Spiele sollen derzeit in Arbeit sein. Wie müssen wir uns den Auswahlprozess vorstellen, gibt es eine Liste Ihrer Wunschtitel? Soll am Ende der gesamte PS4-Softwarekatalog schöner aussehen?

Masayasu Ito: Eine solche Liste haben wir noch nicht veröffentlicht, werden es aber in naher Zukunft tun. Die Wahl, welche Spiele einen Patch bekommen, treffen in den allermeisten Fällen allerdings die Entwickler selbst – denn sie müssen den Patch schließlich auch selbst entwickeln. Am besten ist es also, die Foren und Webseiten der Entwicklungsstudios im Blick zu behalten.

c't: Wir haben viel über die neuen Grafikfähigkeiten der auf AMDs Polaris-Architektur basierenden PS4 Pro gehört. Wie sieht es in Sachen Sound aus? Unterstützt das System Mehrkanalstandards wie etwa Dolby Atmos oder DTS:X? Können wir uns auf Spiele freuen, die Deckenlautsprecher etwa von Auro-3D unterstützen?

Masayasu Ito: Nein, die Audio-Spezifikationen bleiben die gleichen wie auch auf dem Basismodell, der PS4 beziehungsweise der PS4 S.

c't: Mit den Erweiterungen Mega-CD und 32X hat Sega schon vor 25 Jahren versucht, einer etablierten Konsole einen Technologie-Nachbrenner zu verpassen. Das Mega Drive sollte so länger marktrelevant bleiben. Doch damit fragmentierte Sega die Spielerschar, denn nun gab es Spiele auf herkömmlichen Modulen, auf CD und speziell für das 32X programmierte. Und am Ende des Tages waren beide Hardware-Add-ons nicht besonders erfolgreich. Warum glauben Sie, dass die Spieler von heute kürzeren Produktzyklen beziehungsweise mehreren Konsolenvarianten in Form von PS4 und PS4 Pro offener gegenüberstehen?

Masayasu Ito: 25 Jahre sind eine lange Zeit. Wenn wir uns den heutigen Markt für elektronische Geräte ansehen, sind die Lebenszyklen beispielsweise von Smartphones drastisch gesunken – da gibt es im Jahrestakt neue Geräte. Deswegen sind wir davon überzeugt, dass jemand, der sich häufig ein neues Smartphone kauft, auch kein Problem damit hat, drei Jahre nach dem Verkaufsstart ein Konsolen-Upgrade zu erwerben.

Als Executive Vice President bereitet Masayasu Ito den Martstart der PS4 Pro und PSVR bei Sony vor.

(Bild: c't)


c't: Egal, ob ein Spiel auf einer PlayStation 4 oder dem Pro-Modell läuft: Die Unterscheide sollen sich nach vielfachen Entwickleraussagen nur auf seine Optik beschränken. Können Sie sich vorstellen, dass in einer fernen Zukunft Titel herauskommen, die nur auf einer PS4 Pro laufen? Oder wäre das dann der Startschuss einer wie auch immer gearteten PlayStation 5?

Masayasu Ito: Wir haben alle Studios gebeten, Spiele zu entwickeln, die sowohl auf PS4 als auch auf PS4 Pro laufen, richtig. Wir wollen sicherstellen, dass wir die Spieler nicht in zwei Gruppen aufsplittern. Daran wird sich auch in absehbarer Zukunft nichts ändern. Ob es eines Tages nur Spiele für PS4 Pro geben beziehungsweise das dann der Moment für die PlayStation 5 sein wird? Das weiß ich nicht. Was ich weiß: Unser Fokus liegt ganz klar auf einer einzigen, großen Spielergemeinschaft.

c't: Führen schnellere Konsolenzyklen dann möglicherweise zuerst zu einer PS4 Pro 2? Und birgt das dann nicht die Gefahr, dass nicht alle Spieler jedes Upgrade mitmachen? Bei Apple-Smartphones gibt es ja auch Kunden, die nur alle zwei Jahre zuschlagen, um sich das jeweils neu erschienene S-Modell zu kaufen.

Masayasu Ito: Bei Smartphones mögen sich entsprechende Kaufstrategien ausgebildet haben, doch die PS4 Pro ist die erste Konsole, die wir in der Mitte ihres "normalen" Lebenszyklus veröffentlichen – drei Jahre nach dem Start der PS4. So groß diese Herausforderung ist, so sehr sind wir gespannt, wie dieses Upgrade vom Markt aufgenommen wird. Wer weiß, was dann in Zukunft noch alles kommen wird, wenn es erfolgreich sein wird.

c't: Könnte das beispielsweise auch Hard- oder Software-Support für UHD Blu-rays sein? Bislang unterstützt die PS4 Pro ja nur herkömmliche Dual-Layer-Scheiben, während Microsofts Xbox-One-Upgrade im kommenden Jahr auch 4K-Blu-rays abspielen soll.

Masayasu Ito: Die Entscheidung gegen ein UHD-Blu-ray-Laufwerk beruht auf dem bisherigen Nutzerverhalten. Dabei geht der Trend mehr und mehr zum Streaming - Disks spielen bei vielen Kunden keine Rolle mehr. Sollte sich dieser Trend umkehren, könnten wir über ein UHD-Laufwerk nachdenken - aber derzeit liegt unser Fokus auf dem Streaming von Inhalten etwa von Partnern wie Netflix.

c't: Stellen Sie sich vor, Sie treffen sich eines Abends mit einem Freund zum Essen. Der weiß, dass Sie bei Sony arbeiten und fragt Sie: Ito-san, was soll ich meinem Kind nächsten Monat zum Geburtstag schenken? Ein PlayStation-VR-Headset oder eine PS4 Pro?

Masayasu Ito: Das hängt davon ab, wie alt das Kind ist. (lacht) Das empfohlene Mindestalter für PSVR beträgt zwölf Jahre - wenn es jünger ist, würde ich eine PS4 Pro empfehlen.

c't: Und wenn es älter als zwölf ist?

Masayasu Ito: Dann würde ich meinem Freund raten, dem Kind beides zu schenken. (lacht)

c't: Ito-san, herzlichen Dank für das Gespräch.

(hag)