Synthesizer-Pionier Don Buchla gestorben

In den 60er Jahren entwickelte Buchla an der Westküste der USA seine ersten experimentellen Synthesizer und schuf damit einen Gegenpol zu den Moog-Synthesizern der Ostküste.

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Synthesizer-Pionier Don Buchla gestorben

(Bild: Brandon Daniel, CC BY-SA 2.0)

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Don Buchla ist am vergangenen Mittwoch, den 14. September, im Alter von 79 Jahren verstorben. Er galt als einer der Pioniere der elektronischen Musik.

Buchla wurde am 17. April 1937 geboren und studierte Physik, Physiologie und Musik an der Universität von Berkeley. 1962 gründete er dort auch seine Synthesizer-Firma Buchla and Associates, die 2012 in die Buchla Electronic Instruments überging. In Zusammenarbeit mit Avantgarde-Komponisten Morton Subotnik und Ramon Sender vom San Francisco Tape Musik Center entwickelte er 1963 seinen ersten Modular-Synthesizer (Buchla Series 100), der drei Jahre später in den Verkauf ging.

Was aussieht wie "Mein erster Synthesizer" ist kein Kinderspielzeug, sondern der Avangarde-Synthesizer Music Easel, den Buchla seit 1973 im Programm hat. Im Unterschied zum Minimoog Model D blieb ihm ein größerer kommerzieller Erfolg jedoch verwehrt.

(Bild: Buchla)

Im Unterschied zu seinem Kollegen Bob Moog, der zur gleichen Zeit an der Ostküste der USA ebenfalls mit der Entwicklung seiner Synthesizer begann, war Buchla an experimentellen Eingabe- und Synthesemethoden interessiert. Während Moog auf eine normale Klaviatur und eine Klangerzeugung per subtraktiver Synthese setzte, experimentierte Buchla mit berührungsempflindlichen Metallkontakten, additiver Synthese und Frequenzmodulationen. Seine Synthesizer sollten keine Klaviere mit neuen Tönen werden, sondern völlig neue Spielweisen ermöglichen. Synthesizer-Experten unterscheiden denn auch zwischen der "West Coast Philosophy" von Buchla und der "East Coast Philosophy" von Moog.

Nachvollziehen kann man die Unterschiede an frühen Aufnahmen, die auf den Buchla- und Moog-Synthesizern entstanden. Während Wendy Carlos in "Switched on Bach" die klassischen Originale auf einem Moog nachspielte, suchte Morton Subotnick in "Silver Apples of the Moon" 1967 nach bis dato ungehörten neuen Klängen und Formen.

Doch der kommerzielle Erfolg blieb abseits von Avantgarde-Musikern und Musik-Wissenschaftlern aus. 1969 wurde die Series 100 mangels Vermarktbarkeit eingestellt. Es folgten 1970 die 200er Serie "Electric Music Box", und 1971 die 500er Serie, die erstmals über Microprozessoren mit digitalen Steuersignalen kontrolliert werden konnte. Seit 1973 gibt es mit dem "Music Easel" einen kleinen transportablen Koffer-Synthesizer, der noch immer von Buchla für 4500 US-Dollar angeboten wird.

In den 90er Jahren entwickelte Buchla eine Reihe ungewöhnlicher MIDI-Controller, darunter den Buchla Thunder, Lightning und die Marimba Lumina.

Während Moog-Synthesizer in den 70er Jahren ihren Siegeszug im Jazz und Rock begannen, blieben die Buchla-Systeme experimentellen Bands wie Tangerine Dream vorbehalten. Mit der Renaissance der analogen Synthesizer wurden die Buchla-Systeme jedoch in jüngster Zeit wiederentdeckt, unter anderem von Alessandro Cortini von den Nine Inch Nails und Kaitlyn Aurelia Smith.

Mit seiner West-Coast-Philosophie inspirierte Buchla zuletzt den kleinen Instrumenten-Hersteller Make Noise zu einem kleinen Hybrid-Synthesizer 0-Coast, der die Keyboard-Spielbarkeit eines Ostküsten-Synthesizers mit der additiven Klangsynthese eines Buchla verbindet. Zum Preis von unter 600 Euro ist der monophon-analoge Klangerzeuger deutlich erschwinglicher als die stets sehr teuren Buchla-Originale.

Clarity Films arbeitet seit 2013 an einem Dokumentar-Film über Don Buchla. Ein Veröffentlichungstermin ist derzeit noch unbekannt.

(hag)