BND verheimlichte angeblich NSA-Hintertür in Überwachungskameras

Bereits 2005 soll der Bundesnachrichtendienst auf eine Hintertür in Überwachungskameras gestoßen sein. Die sendeten wohl Daten an den US-Geheimdienst NSA. Konsequenzen hatte das keine, denn der BND habe das verheimlicht, berichten deutsche Medien.

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NSA-Skandal: BND verheimlichte angeblich NSA-Hintertür in Überwachungskameras
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Der BND hat dem Verfassungsschutz und anderen deutschen Behörden verschwiegen, dass er schon 2005 eine Hintertür in Videoüberwachungssystemen entdeckt hat, die vor allem in hochsensiblen Sicherheitsbereichen wie Serverräumen installiert werden. Das berichtet das MDR-Magazin Fakt in seiner Sendung vom heutigen Dienstag (21:45 Uhr) unter Berufung auf einen als geheim eingestuften BND-Bericht. Demnach hat der US-Hersteller NetBotz gezielt geheime Zugänge in seiner Überwachungskameras eingebaut. Der BND habe davon jahrelang gewusst, aber die Informationen für sich behalten – aus Angst vor politischen Konsequenzen.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Dem Bericht zufolge wurde der BND bereits im Jahr 2005 auf die Hintertür in den Kameras hingewiesen. Bei einer eigenen Überprüfung sei dann festgestellt worden, dass die Geräte tatsächlich versuchten, unberechtigt eine IP-Adresse zu kontaktieren, die einem US-amerikanischen Militärserver zuzuordnen war. Der deutsche Auslandsgeheimdienst habe diese dem für die Spionageabwehr zuständigen Bundesamt für Verfassungsschutz aber nicht mitgeteilt. Grund sei die Furcht vor möglichen politischen Implikationen gewesen, beispielsweise hätte die NSA ihre Kooperation beenden können. Der Verfassungsschutz habe erst 2015 von den Hintertüren erfahren, da hatte die Bundesanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.

NetBotz stellt Zeit Online zufolge Überwachungsgeräte für Hochsicherheitsbereiche her. Die filmen ihre Umgebung nicht nur, sondern verfügen auch über hochempfindliche Mikrofone und sammeln Temperaturdaten. Diese Daten sind für US-Agenten äußerst wertvoll, etwa um herauszufinden, welche Mitarbeiter in den streng geschützten Bereichen arbeiten und sich als Ziele für weitere Maßnahmen lohnen. Dass die NSA so agiert, geht aus den Snowden-Dokumenten hervor. In Deutschland sind NetBotz-Geräte demnach unter anderem im Rechenzentrum des Frankfurter Flughafens installiert worden. Auch dessen Betreiber sei nicht informiert worden, selbst als BND-Chef August Hanning Ende 2005 ins Innenministerium wechselte, wo er als Staatssekretär für die Flugsicherheit zuständig war.

Fakt zufolge hatte NetBotz im Jahr 2007 gezielt versucht, von einem deutschen Unternehmen übernommen zu werden. So habe der Konzern die US-amerikanische Herkunft der eigenen Technik verschleiern und einen besseren Zugang zu sicherheitsrelevanten Bereichen erlangen wollen. Vorher schon habe das Unternehmen die eigenen Geräte gezielt unter Wert angeboten und vor allem Kunden im Bereich Hightech und Rüstung zu gewinnen gesucht. Das Unternehmen sei dann vom französischen Großkonzern Schneider Electric übernommen worden. Der ist nach eigener Aussage weder von französischen noch von deutschen Behörden über den Spionagevorwurf informiert worden. Keine der von Fakt angefragten Behörden hätten die Vorwürfe kommentiert. (mho)