Big-Brother-Preise in Österreich und Schweiz

Die FPÖ erhält drei von sechs Preisen in Österreich; die Schweiz ehrt auch Zivilcourage im Widerstand gegen Überwachung.

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Von
  • Arne Mertins

Wie in Deutschland wurden die Big-Brother-Awards für "Schwächung der Privatsphäre und der persönlichen Grundrechte" auch in Österreich und der Schweiz verliehen. In Österreich gewann die umstrittene rechtspopulitistische Partei FPÖ in drei von sechs Kategorien. In der Kategorie "Politik" wurde der eher als Mahnung denn als Auszeichnung zu verstehende Preis an die der FPÖ nahestehende Polizistengewerkschaft AUF verliehen – wegen deren Verwicklung in die immer weitere Skandalwellen schlagende Spitzelaffäre. Den "Lifetime Award" bekam der frühere FPÖ-Parteianwalt und nunmehrige Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer und in der Kategorie "People's Choice", dem via Internetumfrage entschiedenem Preis, gewann die FPÖ als Gesamtpartei.

Weitere Big-Brother-Awards gingen in Österreich an den als "Helmi" bekannten Polizeispitzel, das Elektronikhandelsunternehmen Saturn und das European Telecom Standards Institute (ETSI), das gemeinsam mit der Industrie in Arbeitsgruppen an Abhörschnittstellen für digitale Kommunikationsnetzwerke wie ISDN, GSM und auch UMTS arbeitet.

Bei den Schweizer Big-Brother-Awards, die genauso wie in Deutschland zum ersten Mal abgehalten wurden, "gewann" in der Kategorie "Staat" das VBS, ehemals Militärdepartement, für den Aufbau und den Betrieb der Satellitenabhöranlage SATOS-3. Weitere Preise erhielten die Chemiefirma Hoffmann La Roche, das Kommunikationsunternehmen Swisscom und Urs von Däniken, langjähriger Chef der Bundespolizei.

Im Unterschied zu Österreich und Deutschland gab es in der Schweiz auch einen positiven Preis, den sogenannten Winkelried-Award. Diesen gewann ein Herr F., der zur Zeit des Golfkriegs darauf aufmerksam gemacht hatte, wie im Rechenzentrum der Bundespolizei widerrechtlich Listen von Irakern und Irakerinnen erstellt wurden, die in der Schweiz wohnten. Herr F. wurde daraufhin entlassen und zieht es seither vor, anonym zu bleiben.

Mehr in Telepolis: Big-Brother-Preise in Österreich und Schweiz (ame)