Netz für nachhaltigen Fischfang

Das Thünen-Institut hat ein Schleppnetz entwickelt, aus dem besonders große Fische entkommen können. Das hilft der Reproduktion.

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Inhaltsverzeichnis

In der Hochseefischerei kommt es darauf an, dass in jeder Saison nicht zu viele Exemplare einer Spezies abgefischt werden, um Bestände nicht zu gefährden. Das gelingt, indem genügend geschlechtsreife Tiere im Meer verbleiben und sich vermehren können.

Allerdings klappt das nicht immer: Gerade erst wurden die Fangquoten für den beliebten Speisefisch Dorsch in der Ostsee massiv gekürzt, weil es um die Populationen schlecht bestellt ist. Da kommt das neue Schleppnetz für den Dorschfang, das Forscher der Abteilung für Ostseefischerei des Thünen-Instituts für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Rostock entwickelt haben, gerade richtig. Denn es lässt eine höhere Anzahl besonders große Tierexemplare entkommen.

Fischerboot: Nachhaltig sind viele Netze leider noch nicht.

(Bild: Dennis Jarvis / Flickr / cc-by-sa-2.0)

Bei kleinen Dorschen lässt sich die Fluchtmöglichkeit im Netz sehr einfach realisieren: Sie schlüpfen einfach wieder durch die Maschen des Schleppnetzes, die für größere Tiere undurchdringbar sind. Dieses Prinzip wird bei den meisten Standardnetzen schon heute angewendet. Schließlich gibt es Regeln, die die kleinsten Fische besonders schützen.

Aufgrund eines besonderen Gittereinsatzes mit diagonalen Stäben erlaubt das neue Netz der Thünen-Forscher nun nicht mehr nur kleinen Fischen, wieder zu entkommen, sondern auch besonders großen Tieren. Das hat Vorteile für den Fischbestand: Denn ein zehn Jahre altes Dorschweibchen legt 40-mal so viele Eier wie ein gerade geschlechtsreif gewordener Fisch.

Das Grundprinzip des neuen Netzes.

(Bild: Thünen-Institut / Annemarie Schütz)

In ihrem Netz haben die Rostocker Forscher das besondere Leitsystem entwickelt: Normal große Exemplare werden in den hinteren Teil des Netzes gelassen und stoßen dabei auf ein Stahlgitter. Die Abstände der einzelnen Stäbe darin sind wiederum zu eng für die Riesendorsche, die stattdessen nach oben durch eine Öffnung entweichen können.

Die Idealvorstellung der Forscher ist das Bild der mathematischen Glockenkurve: Der Fang soll so verteilt sein: "Unter einer Glocke ist im mittleren Bereich der meisten Raum, zu den Rändern hin sinkt er rapide. Auf die Verteilung der Fischgrößen bezogen heißt das, dass vor allem die mittleren Größenklassen gefangen werden, während von den kleinen wie von den großen Tieren nur wenige ins Netz gehen", so die Forscher.

Dorsch im Netz.

(Bild: Thünen-Institut / Annemarie Schütz)

Dass ihr Prinzip funktioniert, konnten die Wissenschaftler bei Versuchen mit einem Forschungsschiff in der Ostsee demonstrieren. Anhand von zusätzlich montierten Außennetzen stellten sie fest, wie viele besonders große Fische durch das Fenster entkamen. Trotzdem glaubt das Team um Daniel Stepputtis, Leiter der Arbeitsgruppe Fischerei- und Surveytechnik, dass es bis zum Einsatz des Netzes in der Fischereipraxis noch ein weiter Weg ist, "insbesondere ein politischer".

Die ersten Ergebnisse seien jedoch vielversprechend. "Wichtig war es uns aber auch zu zeigen, dass die Möglichkeiten, Netze zu entwerfen, die eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände ermöglichen, noch lange nicht ausgereizt sind."

Ihre Untersuchung haben die Thünen-Forscher in der Fachzeitschrift "Fisheries Research" publiziert. Sie ist frei zugänglich. (bsc)