Automatisch in die Eisen - oder auch nicht

Automatische Sicherheitssysteme, die sich abschalten lassen, haben nur eine Alibifunktion.

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Der Niedersächsische Verkehrsminister will automatische Abstandshalter und Bremssysteme für LKW verpflichtend machen, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (Paywall).

Die Landesregierung arbeitet derzeit an einer entsprechenden Bundesratsinitiative, heißt es dort. Außerdem gäbe es dazu noch einen Antrag, der im Landtag mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen werden sollte. Darin wird gefordert, dass "die Einführung von elektronischen Notbremssystemen mit Abstandswarnern nicht nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit Pflicht" werden soll.

So weit, so gut, so vernünftig. In Niedersachsen, das von zahlreichen wichtigen Transitstrecken durchzogen ist, scheppert es zur Zeit alle Nase lang auf den Autobahnen. Das will man nicht.

Was dann kommt, läuft allerdings unter der Kategorie "brutal lustig". Entscheidend sei, heißt es weiter in dem Antrag, "dass diese Systeme permanent funktionieren und nicht mehr dauerhaft ausgeschaltet werden können“.

Mit anderen Worten: Abstandswarner und Notbremssysteme sind technisch geeignet, Auffahrunfälle auf Autobahnen zu vermeiden. Das Problem ist nur, dass die Dinger ständig abgeschaltet werden. Weil man mit eingeschaltetem Abstandshalter und automatischem Bremssystem nämlich ganz schlecht überholen kann - und so im Laufe der Zeit in der Kolonne immer weiter nach hinten rutscht. Aber automatische Sicherheitssysteme, die sich abschalten lassen, haben nur eine Alibifunktion.

Das wirft Fragen auf. Naheliegende Fragen, wie: Da ist bisher Niemand drauf gekommen? Ist es in Deutschland Voraussetzung für ein verkehrspolitisches Amt, dass man gelegentlich an einer Tüte mit Benzin schnüffelt? Und warum sollen diese System nur verpflichtend für LKW eingeführt werden? Schon klar, dass ein umgefallener Laster mehr Schaden anrichtet, als ein PKW, der gegen die Leitplanke knallt. Aber tot ist tot, will ich mal sagen - egal ob es nur ein Unfallopfer gibt, oder 30. Und wenn man durch technische Systeme potenziell lebensgefährliches Fahrerversagen verhindern kann, dann sollte man das tun.

Na ja, besser spät, als nie. (wst)