Wirtschaftsbücher: Deutscher Missmut

Christoph Keese versucht's nach seinem Silicon-Valley-Werk mit digitalem Optimismus für den deutschen Michel.

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Von
  • Robert Thielicke

Spätestens seit Christoph Keeses Buch "Silicon Valley – Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt" ist es schick, vom Untergang der europäischen Industrie zu sprechen.

So hätte es spannend werden können, was Keeses Nachfolgewerk "Silicon Germany – Wie wir die digitale Transformation schaffen" bereithält.

Aufbruchstimmung? Leider nicht. Dafür gäbe es zwar einige gute Gründe, aber Keese steckt in der Falle, die er sich mit dem ersten Band selbst gestellt hat: Positive Geschichten konterkarieren die ursprüngliche These.

Am auffälligsten ist dies, wenn er tatsächliche Erfolgsgeschichten nicht konsequent zu Ende denkt. Heizungsthermen sind dafür ein kleines Beispiel, aber ein typisches. Warnend schreibt er, wie neue Anbieter in die Domäne von Traditionsfirmen wie Viessmann vordringen.

Tado taucht als heimischer Anbieter auf. Aber daraus folgt für Keese seltsamerweise nicht, wie gut Deutschland bei genauerem Hinsehen dasteht. Sondern dass Viessmann die digitale Transformation verschlafen hat.

Stimmt natürlich, aber das Thema ist dann alte Traditionsfirma gegen jungen Herausforderer. Und nicht: Silicon Valley schlägt Deutschland.

Christoph Keese: "Silicon Germany – Wie wir die digitale Transformation schaffen". Albrecht Knaus Verlag, 363 Seiten, 22,99 Euro (bsc)