Ein Kaffee mit Folgen

Der Müll, der durch Coffee to go-Becher entsteht, ist erschreckend - und könnte doch so leicht reduziert werden. Einige deutsche Städte haben bereits begrüßenswerte Initiativen auf den Weg gebracht.

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An einem meiner ersten Tage in Hannover bestellte ich mir vor der Arbeit an einem Kiosk einen "Kaffee zum Mitnehmen". Der Kioskbesitzer stellte mir einen Plastikbecher hin, randvoll gefüllt mit dem heißen Gebräu – ohne Deckel. Den sollte ich nun Richtung U-Bahn balancieren. Auf meinen Missmut hin, erläuterte der Kioskbesitzer, ich hätte ja keinen "Kaffee to go" bestellt, dann hätte ich einen Becher mit Deckel bekommen.

Das sind wohl die Feinheiten der modernen Kaffee-Bohème. Zugleich outet mich die kleine Anekdote auch als Nutzer der Einweg-Kaffeebecher – bis dahin. Kurz danach kramte ich den Porzellan-Becher mit Deckel aus dem Schrank, der fortan morgens in der Küche mit frischem Kaffee oder Tee befüllt wird. Den Coffee to go in einem Papp-Becher für zwischendurch versuche ich mir seither zu verkneifen – wie offenbar viele andere Leute auch. So sehe ich morgens auf dem Weg zur Arbeit viele andere Menschen mit Thermo-Bechern. Und dennoch: Die Zahlen, die die Deutsche Umwelthilfe nennt, die auf Kosten der Wegwerf-Behälter geht, sind erschreckend.

Stündlich sollen in Deutschland 320.000 Coffee to go-Becher über die Ladentheken in Cafés und Bäckereien gehen. Pro Jahr sind das fast drei Milliarden Einwegbecher. Das entspricht 40.000 Tonnen Müll. 40.000 Tonnen Papp-Becher, die wegen der inneren Beschichtung mit Kunststoff nur schwer recyclebar sind. 40.000 Tonnen, die doch so einfach zu reduzieren sein sollten.

In einigen deutschen Städten gibt es bereits begrüßenswerte Initiativen, den Mehrweg-Becher zu etablieren. Freiburg hat den "FreiburgCup", einen wiederverwendbaren Plastikbecher mit dem Schattenriss der Stadt, der gegen Pfand erhältlich ist und in verschiedenen Geschäften wieder abgegeben werden kann. Tübingen startete in diesem Frühjahr die Kampagne "tü go": 20 Cent Rabatt auf Kaffee, den Kunden in ihren mitgebrachten Becher einfüllen lassen. In Berlin, Rosenheim und Hamburg gibt es ähnliche Projekte.

In meinem Wohnort Göttingen gingen die Entsorgungsbetriebe der Stadt (GEB) in der vergangenen Woche, anlässlich der Europäischen Woche der Abfallvermeidung, mit einer Aktion voran. Besucher des Wochenmarktes konnten Mehrweg-Becher gewinnen. Allein in der Uni-Stadt landeten im vergangenen Jahr mehr als 7,6 Millionen Coffee to go-Becher nach circa 15 Minuten Nutzung im Abfall. Jährlich sollen das laut GEB pro Einwohner 60 Becher sein. Zwar bieten einige Cafés die Befüllung von mitgebrachten Bechern an oder haben eigene Mehrweg-Becher im Sortiment, eine städteweite, einheitliche Kampagne wie in Freiburg oder Tübingen fehlt aber bisher.

In diesem Fall liegt es in der Hand der Verbraucher, konsequenter danach zu fragen und ihre eigenen Becher stets mitzunehmen. Ansonsten sind auch Aktionen "FreiburgCup" oder "tü go" nur der gebrühte Tropfen auf den heißen Stein.

(jle)