Insekten als Pflanzenfreunde

Wenn Feldfrüchte von neuen Krankheiten befallen sind, helfen oft nur noch Pestizide, doch die können teuer, giftig und unwirksam sein. Forscher arbeiten deshalb jetzt an ihrer Rettung durch freundliche Insekten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Emily Mullin

Scharen von gutartigen Insekten sollen bald dabei helfen, verwelkende oder kranke Feldfrüchte zu retten.

Mit den aktuellen Verfahren für selektive Züchtung lassen sich Pflanzensamen produzieren, die widerstandsfähiger gegen verheerende Krankheiten sind, doch das dauert viele Jahre. Wenn eine neue Krankheit eine reife Saat erfasst, steht mit Ausnahme von teuren und oft giftigen Pestiziden kein schnelles Gegenmittel zur Verfügung.

Wissenschaftler der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) in den USA wollen sich deshalb die natürliche Interaktion von Insekten mit Pflanzen zunutze machen. Ihr Plan: Insekten sollen mit Hilfe von Viren nützliche genetische Eigenschaften auf die Pflanzen übertragen, von denen sie sich ernähren.

„Wir wollen Werkzeuge entwickeln, die uns in die Lage versetzen, die Lebensmittelversorgung im Inland wie international zu stabilisieren“, sagt Blake Bextine, Leiter des DARPA-Programms.

Um Pflanzen von Krankheiten – natürlichen ebenso wie künstlich erzeugten – zu befreien und ihnen zur Erholung zu verhelfen, planen die Forscher den Einsatz der so genannten Gentherapie. Dabei kommen harmlose Viren als Transportmittel zum Einsatz, um neues genetisches Material in Zellen zu bringen und so Krankheitssymptome zu beheben oder umzukehren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Insekten als die natürlichen Träger der meisten Pflanzenviren defensive Gene an Pflanzen übertragen könnten. Insekten lassen sich schnell züchten und könnten noch innerhalb derselben Anbausaison freigesetzt werden.

Derzeit holt die DARPA Vorschläge von Wissenschaftlern an Universitäten und in der Wirtschaft zur Entwicklung eines Pflanzenvirus ein, der genetisches Material tragen und an reife Pflanzen weitergeben kann. Später müsste geklärt werden, welche Insektenart diesen Virus aufnehmen könnte.

Bei einer bakteriellen Krankheit namens „Greening“, die von Insekten übertragen wird und seit einem Jahrzehnt Zitrusfrüchte in Florida schädigt, wird an einem solchen Vorgehen bereits gearbeitet. Das DARPA-Projekt könne die weitere Entwicklung beschleunigen, sagt Jacqueline Fletcher, Gründerin und frühere Leiterin des Nationals Institute for Microbial Forensics & Food and Agricultural Biosecurity an der Oklahoma State University.

Im Idealfall würde die Technologie in den USA bei wichtigen Agrarrohstoffe wie Mais, Weizen und Sojabohnen zum Einsatz kommen, außerdem bei Maniok, einem Grundnahrungsmittel in vielen Entwicklungsländern insbesondere in Subsahara-Afrika.

Laut Bextine ist dieser Ansatz besser als das Versprühen von Insektiziden, die teuer und ineffizient sein können, weil große Teile davon gar nicht das anvisierte Ziel erreichen. Zudem ist die Technik dafür in vielen Entwicklungsländern nicht sehr weit verbreitet.

Vorerst sollen die Experimente mit Gentherapien in Labors und anderen abgeschlossenen Räumen stattfinden. Bereit für den Einsatz in der freien Natur werden sie in vier Jahren sein, hofft die DARPA.

(sma)