Lasertentakel zerlegt Atommüll

Ein ferngesteuerter Roboterarm soll besonders gefährlichen Schrott besser verarbeiten, als jeder Mensch das könnte.

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Von
  • James Surowiecki
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Seine Erfinder geben es gerne zu: Das Gerät sieht ein bisschen aus wie aus einem Horrorfilm. Doch das neue robotische Laserschneidsystem des britischen Unternehmens OC Robotics soll alles andere sein als ein Alptraum – es wird, geht es nach dem Hersteller, bei der sicheren Entsorgung atomaren Schrotts helfen. Der Roboterarm ist der erste seiner Art, der für den Einsatz in Kernkraftwerken zugelassen ist.

Technisch basiert das System auf einer Seilmechanik, die die gesamte Länge des Armes entlang verläuft und eine genaue Steuerung jedes seiner vielen Gelenke erlaubt. Über die vorsichtige Veränderung der Seilspannung kann der Arm sich auch durch enge Bereiche bewegen und kommt auch mit problematischen Raumgeometrien zurecht.

Das Innere des Armes ist hohl, was die Installation unterschiedlicher Endstücke erlaubt – den besagten Laserschneider beispielsweise. Das derzeit im Test befindliche System kommt mit einem Fünf-Kilowatt-Modell, das auch dicke Stahlplatten zerlegen kann – egal ob an der Luft oder unter Wasser.

Die jüngsten Versuchsreihen führte OC Robotics auf dem Nukleargelände im britischen Sellafield durch. Im Norden Englands wird die seit Jahrzehnten umstrittene Anlage derzeit stillgelegt. Unter anderem wurde gezeigt, wie mit dem Lasertentakel ein dickes Lösemittelgefäß zerlegt werden kann, das Teil des zentralen Reaktorsystems war.

Der OC-Robotics-Arm ist nicht der erste Roboter seiner Art, der für die Arbeit unter problematischen Bedingungen entwickelt wurde. Der Atlas-Roboter der Google-Tochter Boston Dynamics wurde beispielsweise deshalb als humanoides System konzipiert, um schwierige Arbeiten in Gefahrenbereichen durchzuführen. Toshiba hat zudem einen eigenen Unterwasserroboter gezeigt, der spezifisch dafür gedacht war, Teile des Kernkraftwerks in Fukushima nach der Reaktorkatastrophe des Jahres 2011 zu reparieren.

OC Robotics hofft, dass sein System in wenigen Jahren zur Standardtechnik bei der Stilllegung von Reaktoranlagen wird. Die findet nicht nur in Großbritannien statt – auch in Deutschland gibt es nach der Entscheidung der Bundesregierung zum Atomausstieg großen Bedarf an solchen Systemen.

Robotisches Laserschneidsystem (4 Bilder)

"LaserSnake" nennt OC Robotics seine Entwicklung, in der ein flexibler Roboterarm und ein Laserschneidwerkzeug kombiniert sind.
(Bild: OC Robotics)

(bsc)